eingegangen am: Samstag, 25. Mai. 2003
Von: Dario

Die Inka

Söhne und Töchter der Sonne

Blütezeit und Untergang des Inkareiches

In der Vorzeit wurde die Erde überschwemmt und bedrohte Menschen und Tiere in den Tälern, so dass sie in die Hochebenen flohen. Als die Wasser wieder zurückgingen war das Leben hart und armselig. Aber die Sonne hatte Mitleid mit den Menschen und sandte ihre beiden Kinder Manko Kapak und Mama Oklla zur Erde. Diese suchten die restlichen Menschen zusammen und brachten sie an den Titicacasee, zu Füßen der Anden. Dort entstand ein neues Reich mit seinem ersten Herrscher, Manko Kapak, dem Sohn der Sonne, als ersten Inka.

Dieses ist der Entstehungsmythos der Inka, einer Hochkultur im Andenhochland Südamerikas, deren Anfänge uns unbekannt sind und von der wir heute nur noch Ruinen von Tempeln, Terrassen, Wasserleitungen und Keramiken und Goldschmuck kennen. Wir wissen, dass der erste Inka im Jahr 1043 den goldenen Thron in Korikancha, dem Haus der Könige, in Kusko bestieg. Er war der Stammvater einer Dynastie von Königen, die ihr Land über 500 Jahre regiert haben und im Jahr 1572 von Pizarro, einem spanischen Eroberer und Seefahrer, zerstört wurde.

Die Inka nannten ihr Land Tahuantinsuyu, was „die vier Teile der Welt“ bedeutet. Es umfasste Gebiete des heutigen Peru, Ecuador, Bolivien und Nordchile und wurde ständig erweitert.

Das Wort Inka (Sohn der Sonne) bezeichnet eigentlich nur den König selbst. Heute nennt man aber im allgemeinen Sprachgebrauch das ganze Volk so. Der König stammt von Inti ab, dem Sonnengott. Er war höchster Sonnenpriester, Richter, Gesetzgeber und Gott in einer Person, also ein unumschränkter Herrscher. Der Nachfolger musste immer direkt von ihm abstammen. Deswegen wählte der Inka seine Hauptfrau unter seinen Schwestern aus und bestimmte dann einen gemeinsamen Sohn zum neuen Herrscher, der wiederum eine Schwester heiratete usw.. Neben der Hauptfrau hatte der Inka auch noch mehrere Nebenfrauen, deren Kinder aber nicht Inka werden konnten. Seine Schwester und Hauptfrau (Koya) war die Mondgöttin, da der Mond als Gattin der Sonne angesehen wurde. Die Herrscherfamilie sprach eine eigene Sprache, die nichts mit der Sprache des Volkes gemein hatte. Dies ist der Hauptgrund weswegen man annimmt., dass die Inka aus einem anderen Land kamen, ähnlich wie auch in der Sage die Entstehung des Reiches erklärt wird.

Das Volk betrachtete sich auch als Kinder der Sonne und ihr ganzes Leben, von Geburt bis zum Tod, wurde von dem Willen Intis abhängig gemacht. Ziel dieser Religion war das ungetrübte Leben in Ruhe zu verwirklichen. Das sittliche Prinzip lautete, dass anstelle der Gewalt Liebe und Religion stehen. Die Aufgabe des Inka war, dieses Prinzip durchzusetzen und zu erhalten. Unabhängig von dem Christentum entwickelte sich also dort eine sehr ähnliche Idee des Lebens, die auch Erfolg hatte. Man kannte Jahrhunderte lang keine Armut, keinen Hunger, keine Nöte, keine Verbrechen oder mutwillige Kriege. Jeder Bürger wurde zu bestimmten Arbeiten verpflichtet. Auch Behinderte mussten nach ihren Möglichkeiten Dienste leisten, erfreuten sich aber im Gegenzug einer besonderen sozialen Absicherung.

Die Kriegsführung diente dem Inka dazu, weitere Volkstämme in sein Reich einzugliedern.

Auch dabei war das höchste Prinzip keine unnötige Gewalt anzuwenden.

Staatsordnung

Der Inka stand an oberster Stelle des Reiches. Er regierte von der Hauptstadt Cuzco aus und hatte Residenzen im benachbarten Urubamba-Tal. Das Reich war in vier Teile aufgeteilt: Chinchasuyu (Norden), Antisuyu (Osten), Cuntisuyu (Westen) und Collasuyu (Süden).

Diese Teile hatten je eine Hauptstadt und wurden von einem Vizekönig regiert, welcher aber in der Hauptstadt Cuzco lebte, also in der unmittelbaren Nähe des Inka.

Diese vier Teile waren weiter in Provinzen aufgeteilt, die von einem Gouverneur regiert wurden.Man nimmt an, dass alle diese Adligen mit dem Inka verwandt waren. Niedrigere Beamte waren dann für 10.000 oder 1000 Leute zuständig. Die kleinste soziale Einheit war die „Ayllu“. Eine „Ayllu“ war eine Großfamilie, deren Mitglieder nicht unbedingt direkt miteinander verwandt waren. Oberhaupt dieser Großfamilie war ein Mann, der „Puric“ genannt wurde. Diese Großfamilien besaßen ein Stück Land, das sie frei bebauen durften. Mehrere „Ayllu“ bildeten wiederum eine größere politische Einheit unter einem lokalen Oberhaupt und lebten in einem Dorf zusammen.

Die Dörfer versorgten sich mit allen lebensnotwendigen Gütern selbst und bekamen dafür alle notwendigen Ressourcen zur Verfügung gestellt. Das lokale Oberhaupt, der Puric, war vom Staatsdienst befreit und wurde von den Familien mitversorgt.

Ebenso gab es eine Versorgung für Menschen, die auf Grund ihres Alters oder Krankheit nicht arbeiten konnten. Wenn eine Familie eine Aufgabe nicht alleine bewältigen konnte, waren andere Familien verpflichtet Hilfe zu leisten. So wurden z.B. neue Häuser immer gemeinsam gebaut.

Religion

Die offizielle Staatsreligion der Inka war der Sonnenkult. Es wurden die Sonne (Inti) und der Mond (Quilla) vergöttert. Der Inka war Sohn der Sonne und seine Frau Tochter des Mondes.

Die Ahnen der Inka waren göttlich und ihre Mumien wurden im Sonnentempel beherbergt.

Eine andere bedeutende Gottheit war der Blitz (Illpa), der die Erde als Regen befruchtete.

Von eroberten Völkern wurde gefordert, dass sie die Staatsreligion anerkannten. Besonders die Sonne musste verehrtwerden. Im Gegenzug erkannten die Inka meistens die dortigen Gottheiten an, in dem sie deren Bildnisse nach Cuzco holten. Wenn die Bevölkerung jedoch rebellierte, wurden ihre Gottheiten zur Bestrafung zerstört.

Für die ländliche Bevölkerung war die Fruchtbarkeit des Bodens eine äußerst wichtige Notwendigkeit. Deswegen waren für sie die Gottheiten der Region und der „Ayllu“ am bedeutendsten.

Normalerweise wurden Tiere zu Ehren der Sonne oder des Inkas geopfert. Man opferte jedoch auch regelmäßig Kinder, um Umweltkatastrophen wie Überschwemmung, Dürre oder Erdbeben zu entgehen. Auch bei besonderen politischen Anlässen, wie der Amtseinführung des Inka, wurden Kinder geopfert.

Ackerbau / Landwirtschaft

Das Land gehörte ausschließlich dem Inka und er beanspruchte das absolute Zugriffsrecht auf alle Flächen. In der Praxis jedoch war der größte Teil des Landes in den Händen der „Ayllu“ (Großfamilien). Diese teilten die Flächen für ihre Familienmitglieder auf, abhängig von der Größe der Familie. Diese Flächen durften frei bebaut werden. Alle erwachsenen Einwohner

mussten jedoch eine bestimmte Zeit auf den staatlichen Feldern arbeiten oder andere staatliche Dienste in der Wartung der Straßen oder Ähnliches übernehmen, was „Mita“ genannt wurde. Die Erträge aus den staatlichen Feldern kamen den Adligen, den religiösen Institutionen und den „Mita“ -leistenden zugute. Der Rest wurde in den „Tambos“ (Vorratslager) gelagert und in Notzeiten verteilt. Die Vorräte waren sogar so groß, dass sie in Notzeiten alle Einwohner ausreichend versorgen konnten.

In trockenen Gegenden, wie der Küste, bauten die Mita-leistenden neue Bewässerungskanäle oder bauten die Kanäle der Mochica und Chimu (Volksstämme) aus.

Da die Berge für normalen Ackerbau viel zu steil waren, baute man Terrassen, um ebene Ackerbauflächen zu erhalten, die auch bewässert werden konnten.

Die Inka erschufen so in einer Höhe von 3000 bis 4300 Metern zehntausende Kilometer von Mauern, die einen Ackerbau ermöglichten. Gebaut wurden diese Terrassen während der „Mita“. Neben dem Gewinn neuer Ackerbauflächen verhinderten diese Terrassenbauten auch die Erosion.

Angebaut wurden Mais, Kartoffeln und andere Knollengewächse, Quinoa, Bohnen, Kürbisgewächse, Paprika und Peperoni. Auch die Kokapflanze wurde in den heißen und feuchten Gebieten angebaut und gekaut, da sie wie eine Droge wirkt und das Durchhaltevermögen der Menschen stärkte. Aus dem angebauten Mais braute man ein Bier, die Chicha, das man nach den Mahlzeiten trank.

Als Nutztiere kannte man Lama und Alpaka, die Wolle, Häute und Fleisch lieferten und als Lasttiere verwendet wurden. Der getrocknete Dung diente als Brennmaterial zum Kochen. Als reine Fleischlieferanten dienten Meerschweinchen und Hund.

Handel

Für Handel gab es kaum Bedarf und kaum Möglichkeiten. Ein Warenaustausch fand nur auf individueller Ebene statt, wobei aber niemals bezahlt wurde. Es existierte überhaupt kein Geld. Für Tauschzwecke und für die Erfassung der Vorratsmengen gab es aber standardisierte Gewichte und Hohlmaße.

Straßenbau

Die Inka besaßen zwei große Straßen. Eine verband Cuzco mit Quito und lief über die Anden in einer Höhe von 3000 bis 4300 Metern Höhe und war 5200 km lang. Die andere Hauptstraße verlief entlang der Küste und war 4000 km lang. Diese beiden Straßen waren durch zahlreiche Querstraßen miteinander verbunden. Die Straßen waren zwischen 1 und 16 Meter breit. Die meisten waren sogar richtig ausgebaut und gepflastert, obwohl die Inka keine Fahrzeuge kannten und als Lasttiere nur Lamas benutzten.

In den Bergen wurden über größere Schluchten sogar Hängebrücken gebaut. Kleinere Schluchten wurden mit Baumstämmen oder Felsbrocken überbrückt.

Man baute auch schon Tunnel, die die Inka wohl mit einfachsten Werkzeugen in Felswände gegraben haben, da sie kein Eisen oder Bronze kannten und deswegen auch keine Hartmetallwerkzeuge hatten.

An den Straßenseiten waren kleine Hütten, die „Tambos“. Sie dienten als Lagerstätte und lagen höchstens eine Tagesreise auseinander. Es durften nur bestimmte Gruppen diese „Tambos“ betreten: das Militär, die Sänftenträger der Adligen und Könige, und die „Chasqui“.Die „Chasqui“ waren Boten,die in Hütten in einem Abstand von ca. 3 Kilometern aufeinander warteten. Sie übertrugen die Nachrichten meist mündlich oder mit den „Quipuschnüren“ (siehe Schrift).

Nach Aufzeichnungen brauchten die Läufer, um eine Meldung von Quito nach Cuzco zu bringen  nur 5 Tage, obwohl die Städte 2000 Kilometer auseinander lagen.

Die Straßen wurden während des Pflichtdienstes für den Staat gebaut. Gewartet wurden sie von den Bewohnern in der Nähe. Diese waren auch für die Verpflegung der Boten und Reisenden zuständig.

Schrift

Die Inka kannten keine Buchstabenschrift. Sie hatten nur die „Quipu“ (Knotenschnur). Der „Quipu“ bestand aus einem Stock mit Schnüren daran. Die Anzahl und Form der Knoten bestimmte den Wert, der im Dezimalsystem ausgedrückt wurde. Die Zugehörigkeit der Zahl zu einem Objekt wurde durch die Farbe ausgedrückt. Die „Quipu“ war also nur zum Aufzeichnen von Zahlen geeignet. Andere Informationen wurden mündlich überliefert und mussten von den Menschen im Kopf behalten werden, so z.B. genauere Angaben zu einem „Quipu“.

Die „Quipu“ dienten damit zur Erleichterung der Buchhaltung für die Bevölkerung und das Militär. Keine Form von Texten konnte damit aufgezeichnet werden. Nur die höhere Bevölkerungsschicht die speziell ausgebildet war, konnte auch die „Quipu“ lesen. Sie wurden

„Quipucamayoc“ (Wächter der Knoten) genannt und waren in jedem Dorf vorhanden.

Militär

Die Inka waren der einzige meso-amerikanische Staat, der ein größeres stehendes Heer besaß. Der Wehrdienst war eine Möglichkeit den staatlichen Dienst zu leisten. Unterworfene Völker, wie die Canarie, wurden in der Nähe Cuzcos angesiedelt und zum dauernden Militärdienst herangezogen, mussten dafür jedoch keine weiteren Abgaben leisten. Solche Gruppen stellten eigene Verbände, die mit ihren traditionellen Waffen kämpften und sich auch durch ihre Tracht von den anderen Soldaten unterschieden. Auch Frauen gehörten zum Militär. Sie kämpften jedoch nicht, sondern kümmerten sich um die Versorgung.

Die Oberleitung des Heeres lag in den Händen enger Verwandter des Inka.

Durch dieses große Heer konnte der Inkastaat expandieren. Jedoch wuchs er auch durch friedliche Mittel. Die Häuptlinge wurden reich beschenkt und dazu bewegt, dem Inkastaat freiwillig beizutreten. Der Häuptling blieb auch unter der Inkaherrschaft Oberhaupt seines Volkes, so dass er persönlich keinen großen Nachteil erlitt. Außerdem wurde ihm der Adelstitel verliehen, um ihm den Übertritt zu erleichtern.

Um die Bevölkerung einzugliedern bauten die Inka Schulen und siedelten Inkabevölkerung in diesen Gebieten an, um Sprache und Kultur direkt vor Ort zu vermitteln. Das besiegte Volk musste dieselben Leistungen wie die Inkabevölkerung verrichten, bekam dafür jedoch auch dieselbe soziale Absicherung.

Bauwerke, Wissenschaft und Kunst

Die Inka waren Meister der Baukunst. Sie bauten riesige Tempel, Stadtanlagen und Terrassen für den Ackerbau. Die Größe und Pracht dieser Bauwerke verdanken sie nicht nur der großen Anzahl der Arbeiter und ihren eigenen Fähigkeiten, sondern auch den übernommenen Techniken fremder Völker. Sie übernahmen z.B. die Kunst des Webens von den Naczca, die der Goldschmiede und Keramik von den Chimu.

Eine Besonderheit stellt die Steinbearbeitung da. Die Inka fügten riesige Steinblöcke ohne Mörtel so zusammen, dass nicht einmal eine Messerklinge in den Fugen Platz hatte. Wie konnte jedoch ein Volk diese Steine so perfekt bearbeiten und aufeinander fügen, dass kein Rad, Eisen oder größere Zugtiere kannte. Es gibt zahlreiche Theorien über Hilfe von Außerirdischen oder Hilfe von Säuren, die den Stein erweichen ließen. Glaubhaftere Theorien besagen jedoch, dass sehr viele Arbeitskräfte herangezogen wurden, um diese gewaltigen Steine zu transportieren und zu bearbeiten. Um die Steine heraus zu brechen nutzten sie natürliche Steinbrüche und Lawinen, die in solch einem großen Gebirge wie den Anden häufig vorkommen. Um die Steine so perfekt aufeinander zu fügen wurden sie zuerst im Steinbruch so weit grob behauen, dass man sie transportieren konnte. Dann wurde jeder Stein auf der Baustelle exakt dem anderen angepasst. Nach Berichten der spanischen Eroberer wurden diese Steine alle von Arbeitern gezogen.

Ein weiteres Merkmal der Inka-Architektur ist, dass die Mauern um 4-6 Grad nach innen geneigt sind. Auch die Steinpflöcke, die nach innen und außen aus den Mauern ragen, sind eine Besonderheiten. Forscher vermuten, dass diese zylindrischen Blöcke zum Aufhängen von Gegenständen dienten, da die Inka kaum Möbel kannten.

Die bekannteste Stadt der Inka ist Machu Picchu. Sie ist etwa 112 km von Cuzco entfernt und liegt in einer Höhe von 2450 Metern. Das besondere an der Stadt ist, dass sie nur einen Zugang hat. An den anderen Seiten ragen die Felswände fast 600 Meter in die Tiefe zum Rio Urubamba hinab, der diesen Felsen umfließt. Es gibt mehrere Theorien warum die Stadt an einer so unzugänglichen Stelle gebaut wurde. Machu Picchu soll die letzte Zufluchtsstätte der Inka gewesen sein (Vilcambamba), so die eine Theorie, andere meinen, es sei ein astronomisches Kultzentrum gewesen.

Die ca. 200 Häuser verliefen parallel zu den Terrassen, die sich um einen zentralen Platz anordneten. Wahrscheinlich gab es eine Trennung von Wohnvierteln und religiösen Vierteln. Im Westen, in dem wohl der religiöse Bereich lag, findet man einen Rundturm, der wahrscheinlich ein Observatorium war. Die Inka besaßen auch eine Sonnenuhr die „ Intihuanta “. Man nimmt an, dass sie das wichtigste Heiligtum von Machu Picchu war und viele Rituale um sie herum abgehalten wurden. Die Wohnviertel sind so angelegt, dass sie den Platz der Terrassen optimal ausnutzen.

Eine weitere Kunst der Inka war das Gold- und Silberhandwerk. Gold und Silber hatte nur den Stellenwert eines schönen Metalls, aus dem sich Schmuckgegenstände herstellen ließen. Gold wurde wegen seiner Farbe mit der Sonne in Verbindung gebracht und deswegen vielfältig verwendet. Leider sind die meisten Schmuckstücke von den Spaniern eingeschmolzen worden. Die wenigen Funde, die bis heute erhalten geblieben sind, stammen aus Gräbern und dienten als Grabbeigaben.

Spanische Eroberer und Fall des Inkareiches

1526 brach Pizarro, ein spanischer Eroberer der in Panama lebte, auf und nahm mehrere Inkahändler gefangen. So erfuhr er von dem Reichtum der Inka. Gegen 1527 erreichte er den Inkahafen Tumbes mit seinen Schiffen. Von dessen Einwohnern erfuhr er wieder über den Reichtum der Inka und über ihre großen Mengen an Gold und Silber. Da Pizarros Heer aber nicht groß genug für eine Invasion war, segelte er nach Spanien zurück und bat Karl V um Unterstützung. Dieser gab ihm das Recht diese Gebiete zu erobern und zu erforschen und ernannte ihn auch gleich zum Gouverneur. 3 Jahre später traf Pizarro mit 160 Abenteurern, unter ihnen 67 Reiter mit Musketen, Armbrust, Piken, Lanzen und Geschützen wieder in Tumbes ein, das wie das ganze Land durch den Bürgerkrieg und die Pockenepidemie gelitten hatte.

Die Pocken wurden von den Spaniern eingeschleppt. Heute weiß man sogar, dass dies kein Versehen war, sondern Absicht. Die Inkabevölkerung hatte keinerlei Resistenz und so kam es zu großen Epidemien. Der Bürgerkrieg war durch einen Machtstreit um den Thron entstanden, nach dem der Inka und sein Nachfolger an den Pocken gestorben waren. Atahualpa war nur ein unehelicher Sohn des Inka, wurde aber vom Militär und vielen Adligen gegenüber Huascar bevorzugt, der ebenfalls Anspruch auf den Thron erhoben hatte. Da dieser aber legitimer Nachkomme des Inka war, versprach ihm Atahualpa die Treue, wagte sich aber nicht in die Nähe Huascars. 5 Jahre später wurde Atahualpa von Huascar gefangen genommen, konnte aber fliehen und begann mit einem Bürgerkrieg.

Fünf Monate lagerte Pizarro an der Küste, plünderte die Lagerhäuser der Inka und versuchte soviel wie möglich über das Inkareich zu erfahren. Als ihm zu Ohren kam, dass sich Atahualpa nur 14 Tagesmärsche entfernt, in Cajamarca aufhielt, setzte er sich mit seinen Leuten in Richtung des Landesinneren in Bewegung. Boten überbrachten Atahualpa die Nachricht, dass Fremde in das Land eingedrungen seien. Darauf schickte er Boten zu den Spaniern, die mit der Nachricht zurückkehrten, dass die Spanier friedliche Absichten besaßen. Als Atahualpa auf Pizarro traf, machte er ihm Vorwürfe, weil er seine Lagerhäuser geplündert hatte. Als Atahualpa nun Pizarro in dessen Lager einen Gegenbesuch abstattete, nahm man ihn gefangen und seine Begleitung von 6000 Mann wurden alle von den Spaniern an einem einzigen Tag getötet. Es starb jedoch kein einziger Spanier.

Atahualpa bemerkte schnell, dass es die Spanier auf das Gold und Silber abgesehen hatten. Da Gold für die Inka nicht wertvoll war, sondern nur ein schönes Metall, versprach er als Lösegeld für sich den Raum in dem er gefangen war (6,70m mal 5,20m), komplett mit Gold zu füllen. Außerdem wollte er noch eine Hütte zweimal mit Silber füllen. Da Huascar, der Bruder von Atahualpa, den Spaniern mehr Gold hätte bieten können, ließ Atahualpa diesen umbringen. Das Gold, das Pizarro und seine Gefolgsleute bekamen, wog 13400 Pfund und das Silber 26000 Pfund. Athahualpa wurde jedoch nicht freigelassen, sondern exekutiert, da man dachte, er plane einen Angriff auf die Spanier.

Die Bedrohung durch die Spanier war den Inka eigentlich nicht unbekannt. Schon Jahre vorher sorgten Geschichten über „Schwimmende Festungen“ mit „bleichgesichtigen Männern“ für Sorge und Unruhe, darauf bedrohten die Pockenepidemien das Land und später wurden die ersten Plünderungen berichtet.

1536 versuchte Manco Capac mit einem Herr von 100000 Mann das Land zurück zu gewinnen. Er belagerte Cuzco ein ganzes Jahr lang, aber als die Spanier Verstärkung bekamen wurde er geschlagen. 20000 Inka zogen sich nach der Niederlage in den Urwald zurück und gründeten dort die Stadt Vilcabamba, die auch die letzte Stadt der Inka war. Sie lebten dort weitere drei Jahrzehnte und starteten immer wieder Angriffe auf die Spanier. 1572 wurde Vilcabamba von den Spaniern angegriffen, war zu diesem Zeitpunkt aber bereits verlassen. Die Spanier verfolgten jedoch die Inka und konnten Tupac Amaru gefangen nehmen. Er wurde nach Cuzco gebracht und zum Tode verurteilt.

Nun war auch der letzte Inkaherrscher tot und das Volk der Inka besiegt.

Pizarro und die spanischen Krieger brauchten also nur 45 Jahre um ein ganzes Volk auszurotten das Hunderte von Jahren existiert hatte und in dieser Zeit eine blühende Hochkultur war, für deren soziales System es kein besseres Beispiel gab. Man schätzt, dass in den 50 Jahren nach Ankunft der Spanier die Bevölkerungszahl in Peru von etwa 7 Millionen auf500 000 zurück ging. Wer nicht an den von den Europäern eingeschleppten Krankheiten, wie Pocken und Masern starb, starb dann während der Zwangsarbeit.

Die heute lebenden Nachfahren der Inka fristen seit der Zerstörung ihres Reiches ein kümmerliches Dasein in den Hochebenen der Anden. Von der alten Kultur ist nur noch die Sprache, das Quetchua, erhalten geblieben. Sie leben von etwas Ackerbau und etwas Viehzucht, haben meist keine Schulbildung oder Berufsausbildung und sprechen meist auch kein Spanisch, so dass sie Außenseiter der Gesellschaft sind.

Literatur Angaben

Geschichte Altamerikas ISBN 3-486-53031-3

http://www.indianer-welt.de/sued/inka/inka.htm

[Referatsübersicht]

[Home]