Diese Kultur entstand aus der Lambayeque-Kultur (auch bekannt als Sicánkultur). Zwischen 1250 und 1460 entwickelte sich das Chimú-Reich zum mächtigsten Staat an der peruanischen Küste. Dieses historisch belegte Reich ist auch unter dem Namen Chimor bekannt.
Chimú hatte einen legendären Herrscher, der auf einem Floß aus Balsa-Holz kam. Sein Name war Tacaynamo, und er schuf die Stadt Chan-Chan. Seine Erben, die das Gebiet nach Süden und Norden ausweiteten, begründeten das Königreich Chimú. Auf dem Höhepunkt ihrer Macht und ihrer Ausbreitung, während der Herrschaft von Minchancaman, unterstanden den Chimú das Gebiet von Tumebes (an der Küste gelegen) bis zum Chillón-Tal nördlich vom Lima.
Chan-Chan: Ciudadela Tschudi (35 kB) |
Chan-Chan: nicht ausgegrabener Teil (37 kB) |
Chan-Chan: Ciudadela Tschudi (36 kB) |
Chan-Chan war die Hauptstadt des Reiches und zugleich die größte Stadt im präkolumbischen Peru. Sie lag im unteren Mochetal, einer sehr trockenen Gegend an der Pazifikküste, und nahm eine Fläche von 24,5 Quadratkilometer ein. Laut Überlieferung bedeutet ihr Name "Stadt der Städte". Es ist kaum möglich, das Gründungsdatum von Chan-Chan anzugeben. Chan-Chan war schon im 9. oder 10. Jahrhundert, zur Zeit der Tiahuanaco-Huari-Herrschaft, eine blühende Stadt. Seit den 60er Jahren sind zehn Bezirke oder Eliteeinheiten identifiziert worden, die von robusten Mauern umschlossen und nur durch einen Eingang zugänglich waren. Die Mauern waren bis zu 7 m hoch, etwa 1000 m lang und an der Basis mindestens 4 m und im oberen Bereich immerhin noch 1,5 m breit. Jede Ciudadela (so werden diese abgeteilten Bezirke genannt) besaß Straßen, Gärten, Plätze, Zisternen, Wälle, Paläste und Friedhöfe. Als Baumaterial dienten Adobeziegel. Man fand auch Spuren von Stuckmalereien an den wichtigsten Gebäuden, die diesem Klima leider nicht widerstanden haben. Man schätzt, daß in Chan-Chan etwa 50 000 Einwohner lebten.
Huaca del Dragon (36 kB) |
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Einige der beeindruckendsten Zeugnisse dieser Kultur wurden in Batán Grande am Nordrand des Lambayeque-Tals gefunden. Batán Grande war wahrscheinlich ein religiöses Zentrum, das als Kult- und Begräbnisstätte diente. Einige der reichsten Schachtgräber wurden dort entdeckt.
1932 wurde mit Hilfe der Luftfotografie die sogenannte Mayao-Mauer entdeckt. Dies ist ein außergewöhnliches Bauwerk und begrenzte vermutlich den ersten Expansionsbereich der Chimú. Die Mauer war 65 km lang, 3 m hoch und 4,50 m breit und mit 50 Festungen verstärkt. Sie durchquerte die Wüste vom Ozean bis zu den Bergketten.
Die Chimú entwickelten ein phantastisches Bewässerungssystem. Am Fuße der Berge wurde das Wasser der ständig fließenden Flüsse und Bäche in Kanäle geleitet, die über Berghänge bis zu Verzweigungen führten, die manchmal bis zu hundert Kilometer vom Ursprungsort entfernt waren. So konnten auch vollkommen trockene Täler bewässert werden, in denen man dann zwei- bis dreimal im Jahr Mais ernten konnte.
Anscheinend war der Mondgott die Hauptgottheit bei den Chimú. Man schrieb ihm das Wachstum der Pflanzen, die Ernten und die Gezeiten zu. Außerdem verehrte man eine Meeresgottheit, auch die Walfische waren hoch angesehen. Die Sonne galt als Vater der heiligen Steine, Felsen mit übernatürlichen Kräften.
Mit dem starken Bevölkerungswachstum in der Chimú-Zeit ging eine Verstädterung einher und man war gezwungen Massenproduktionstechniken zu schaffen. In der Goldschmiedekunst und in der Keramik setzte sich die Serienproduktion durch. Durch die Zunahme der Arbeitsklaven konnten die reichen Erzlager und das Flußgold ausgebeutet werden. Aus dem heutigen Bolivien wurde Zinn eingeführt, mit dessen Hilfe Bronzeliegierungen entstanden. Auch die soziale Ordnung änderte sich. Es entstanden Klassen, Handwerktszünfte, spezialisierte Händler, sowie eine Verwaltungs- und Militärhierarchie.
Irgendwann zwischen 1462 und 1470 kam es zum Konflikt zwischen den Chimú und den Inka, deren damaliger Herrscher Inka Topa Yupanqui war. Daraufhin wurde das Chimú-Reich von den Inkas vereinnahmt.
Die Chimú-Keramik ist monochrom, vorwiegend schwarz, selten rot. Die schwarze Keramik wurde mit Hilfe des sogenannten Reduktionsbrandes hergestellt. Dabei mußte der Ofen am Ende des Brandes hermetisch geschlossen sein, damit kein Sauerstoff eindringen konnte. Der dabei entstehende dichte Rauch schlug sich auf die Oberfläche nieder und verlieh der Keramik eine glänzende schwarze Farbe. Die Malerei spielt in der Keramik der Chimú fast überhaupt keine Rolle. Die Keramikgefäße wurden vermutlich in spezialisierten Werkstätten serienmäßig hergestellt. Die Gefäße waren oft skulpturenhaft, das heißt zoo,- phyto- oder antropomorph.
Man hat einige gut erhaltene Textilien von hoher Qualität gefunden. Es wird angenommen, daß man von der Art der Kleidung auf den gesellschaftlichen Rang der Person schließen kann. Die Chimú verwendeten zur Herstellung ihrer Textilien Alpaka- und Vikunjahaar, die sich leicht färben ließen. So wurde eine reiche Farbenpracht erzielt und die Muster und Techniken zeigen eine große Vielfalt und Phantasie. Einheimische Tiere und Pflanzen werden in stilisierten Mustern verarbeitet. Die Weberzeugnisse wurden auch als Teppiche, Zelte und Wandteppiche genutzt.
Die Chimú waren außerordentlich begabte Goldschmiede, die die Techniken ihrer Vorgänger, der Mochica- und der Sicán-Kultur weiterentwickelten. Die spanischen Chronisten berichteten, daß nach der Eroberung des Chimú-Reiches durch die Inka, die besten Goldschmiede in die Hauptstadt Cuzco gebracht wurden, um Kunstwerke für die Inkas anzufertigen. Ein Großteil der Goldschmiedearbeiten der Chimú ist während der Conquista durch die Spanier eingeschmolzen worden. Aber nicht alle Werke sind zerstört. Sie kannten die Technik des Gießens, mehrere Formen des Löten, verschiedene Legierungen und die Kunst des Vergolden. Darüber hinaus bearbeiteten sie auch Silber und Kupfer, das sie für Legierungen mit Gold, Zinn und Arsen verwendeten.
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