Die Wurzeln dieser Kultur, die am oberen Magdalena entstand, ungefähr 520 Kilometer von Bogotá, reichen bis ins 7. / 6. Jahrhundert v. Chr. zurück. San Agustín liegt inmitten der Anden, an einer Abflachung des Amazonastieflandes.
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Man weiß immer noch recht wenig über diese Kultur. Wahrscheinlich waren es eher mehrere Kulturen, die sich nacheinander und parallel zueinander in dieser Region entwickelten. Durch seine hervorragende Lage war San Agustín eventuell für längere Zeit ein bedeutendes Handelszentrum. Die Handelswege führten tief in das Amazonasgebiet, in die Höhenlagen des heutigen Popayáns und bis zur Pazifikküste.
Seit dem 4. Jahrhundert n. Chr. planierte man in dieser Gegend etliche Bergkuppen und bis in das 7. Jahrhundert hinein wurden auch künstliche Berge über Steinkammern errichtet. Wahrscheinlich entstanden diese Hügel aus religiösen Gründen. In den Steinkammern unter den Hügeln fand man bunt bemalte Andesit-Skulpturen oder monolithische Sarkophage. In unmittelbarer Nähe fand man auch Steinkisten- und Schachtgräberfriedhöfe und weitere Statuen. Inzwischen kennt man über 400 Statuen und Felsskulpturen, die eine große Vielzahl an unterschiedlichen Stilen und Motiven aufweisen.
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In den Gräbern fand man vor allem monochrome Keramik, sehr selten Goldschmuck. Offensichtlich gab es auch in der San-Agustín-Kultur gesellschaftliche Unterschiede. Man weiß allerdings noch nicht, was für ein gesellschaftliches System herrschte. Um die Berge zu planieren und die künstlichen Hügel zu erstellen, war auf alle Fälle ein organisierter Arbeitseinsatz nötig.
Man fand zahlreiche kreisförmige Grundrisse, der strohgedeckten Lehmhütten. Mehr ist von diesen nicht erhalten geblieben. Aufgrund der Anzahl der Grundrisse kann man auf eine relativ große Bevölkerung schließen. Diese lebte von der Jagd, dem Maisanbau und dem Sammeln von Früchten und Pflanzen.
Die Steinskulpturen wurden mit recht einfachen Werkzeugen erschaffen. Es wurden Schaber und meißelartige Geräte aus Basalt sowie Obsidiansplitter als Stichel und Nadel benutzt. Es ist auffallend, daß bei den meisten Figuren der Kopf sorgfältig herausgearbeitet wurde, während die unteren Körperteile, vor allem die Beine, vernachlässigt wurden. Die Bedeutungen dieser Figuren liegen wahrscheinlich in Mythen, die schon vergessen sind. So sind wir auf Vermutungen angewiesen: Die Mischwesen mit menschlichen Antlitz, aber dem Maul und den Zähnen eines Jaguars oder Pumas, stellen möglicherweise Gottheiten dar.
Man konnte bis jetzt drei unterschiedliche Perioden der San-Agustín-Kultur feststellen:
Die früheste Periode
(5. Jahrhundert v. Chr. - 0) |
Aus dieser Zeit stammen einfachere Gräber, Keramiken, Obsidian- und Knochenschmuck. |
Hochblüte
(0 - 10. Jahrhundert) |
Aus bisher ungeklärten Ursachen kam die religiös motivierte
Bildhauertätigkeit irgendwann zwischen dem 7. und 10 Jahrhundert zum Erliegen.
Stattdessen konzentrierte man sich nun auf den Bau von Haus- und
Feldbauterrassen, Entwässerungsgräben und Wege. Die Bevölkerung wuchs und
pflanzte Mais an.
Die Statuen aus dieser Zeit haben einen großen Kopf, im Vergleich zu ihrer Körpergröße und die langen Eckzähne verleihen ihnen oft ein kriegerisches Aussehen. |
Zerfall
(nach dem 10. Jahrhundert) |
Um das Jahr 1000 zerfallen die Kulturen. Die Kenntnisse
des Goldschmiede- und Keramikhandwerks verkümmern.
Wahrscheinlich kamen kriegerische Stämme aus dem Amazonastiefland und vertrieben die Einwohner. Ein Indiz dafür könnte sein, daß der vorher vorherrschende Maisanbau zugunsten der Yuka-Wurzel aufgegeben wurde. |
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San Agustín beeinflußte auch das Gebiet des oberen Magdalena. Man fand u.a. bei Tierradentro und Moscopán Steinskulpturen die an San Agustín erinnern.
Zum ersten Mal berichtete 1757 ein spanischer Geistlicher über die Steinskulpturen. Die daraufhin begonnenen Grabungen dienten allerdings nicht dem wissenschaftlichen Interesse, es wurde vielmehr nach vergrabenen Schätzen gesucht. Erst ab 1914 wurde diese Stätte als archäologisch interessante Ausgrabungsstätte bekannt. Heute befindet sich außerhalb des Dorfes San Agustín ein archäologischer Park, in dem sich die bedeutendsten Grabanlagen befinden.
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