Nicht weit von der Mündung des Missouri in den Mississippi, nahe beim heutigen St. Louis, befand sich die wahrscheinlich größte und bevölkerungsreichste Stadt Nordamerikas, Cahokia. In ihrer Blütezeit war sie knapp 15 Quadratkilometer groß mit einer Bevölkerung bis zu 12000 Einwohner (die Einwohnerzahl schwankt von Buch zu Buch, ich habe auch schon von über 30000 Einwohnern gelesen). Sie war von ungefähr zwischen 900 und 1500 n. Chr. bewohnt.
Das Hauptheiligtum der Stadt befand sich auf dem Mound der Mönche (Monks Mound). Dieser Namen stammt aus der Zeit, als französische Trappistenmönche Gemüse- und Obstgärten auf den Terrassen des Mounds anlegten. Der Monks Mound ist der größte Mound Cahokias und hatte eine Grundfläche von 210 x 325 m und eine Höhe von ca. 30 m. Auch heute sind noch vier Stufen oder Terrassen zu erkennen. Die Errichtung des Mounds dauerte ungefähr 300 Jahre. Auf der Plattform stand ein über 30 m langer, 14 m breiter und 15 m hoher, eindrucksvoller Holzbau, wahrscheinlich die Residenz des Herrschers von Cahokia. Es gab noch viele andere Mounds (etwa 120) in der Stadt, teilweise mit Tempeln, teilweise mit Wohnhäusern der Aristokratie. Als Baustoffe wurden ausschließlich Holz und Erde verwendet.
Gegen 1100, auf dem Höhepunkt der Stadtentwicklung, wurde das gesamte Zentrum (ungefähr 12 Hektar) mit einem drei bis fünf Meter hohen Palisadenzaun eingefaßt. Vielleicht war er als Schutz gedacht oder als sichtbare Grenze zwischen Ober- und Unterschicht. Er wurde noch dreimal erneuert, bis die Bewohner Cahokias ihre Stadt aufgaben. Dabei verwendeten sie jedesmal um die 15 000 neue Holzpfosten.
Wie die Bewohner ihre Stadt nannten, ist unbekannt. Der Name "Cahokia" leitet sich von einem Stamm der Illini-Indianer ab, der bei der Ankunft der Franzosen in dieser Gegend lebte.
Aus bisher völlig unbekannten Gründen begann die Bevölkerung von Cahokia ab 1300 zu schwinden und die Stadt schrumpfte zu einem Dorf. Um 1500 war die Stätte von allen Bewohnern verlassen. Eventuell waren die natürlichen Ressourcen in unmittelbarer Nähe aufgebraucht. Über einen langen Zeitraum hatten die Menschen Holz gefällt, um Häuser und Palisaden zu bauen und um Feuerholz zu haben. Wahrscheinlich mußten sie zum Schluß immer weitere Strecken laufen, um an das lebensnotwendige Holz zu kommen. Durch die Holzknappheit verschwand natürlich auch das Wild, eine notwendige Nahrungsquelle. Auf der anderen Seite kann es aufgrund der Überbevölkerung und mangelnder sanitärer Einrichtungen zu Krankheiten bzw. Seuchen gekommen sein. Durch Skelettuntersuchungen konnte man nachweisen, daß Tuberkulose, Blastomykosen und Syphilis nicht unbekannt waren.
[Überblick] [Adena] [Hopewell] [Mississippi]
[Home]