Die Chachapoya - Das geheimnisvolle Volk der Anden

Text und Bilder von Dany Kelm

Geschichte

Die Geschichte der Chachapoyas auf dem südlichen Kontinent Amerikas beginnt ca. 800 n. Chr. Sie tauchten wie aus dem Nichts am Ostrand der Anden im Nordosten Perus auf, ein kriegerisches Volk, von dem es heißt, dass es besonders hellhäutig, eher blond, hochgewachsen und gutaussehend gewesen war. Untypisch für ein Volk Südamerikas dessen Kultur so völlig anders war als diejenige anderer Andenvölker. Und deren Herkunft bis heute ungeklärt ist.


Karte des Siedlungsgebietes der Chachapoya

Viele Jahre lang wusste die Zivilisation nichts von der einstigen Existenz dieses Volkes. Erst 1843 hat man erste Überreste dieser untergegangenen Kultur entdeckt. Umgeben von schneebedeckten Vulkanen und Gletscher-Gipfeln waren die uralten massiven Monumente Jahrhunderte lang vor den Spaniern versteckt und abgeschottet. Selbst heute noch ist dieses Gebiet eines der unzugänglichsten der Welt.

Trotz der entdeckten Siedlungen der Chachapoya weiß man nur sehr wenig über dieses Volk. Einerseits durch den Informationsmangel der durch die Architektur und die Mumien gegeben ist und andererseits durch die wenigen archäologischen Forschungen über die Chachapoya. Was wir heute wissen stammt von den spärlichen Erkenntnissen der Archäologie und von vagen Vermutungen und Quellen der Geschichtsschreiber.

In der Blütezeit der Chachapoya wird ihre Population auf etwa 500 000 geschätzt. Es wird vermutet, dass das Reich aus einer Förderation von Königreichen bestand oder es eine Art Kommunismus gab; die kulturelle Linie aber war gleich. Doch es wurden noch keine Beweise für eine Klasseneinteilung gefunden, denn alle Häuser der entdeckten Siedlungen weisen dieselbe Größe auf. Es gibt keine Bevorzugung, nur Bemalungen und Reliefs lassen auf Ansehen der Bürger, wahrscheinlich meist Krieger, schließen. Bis heute wurden sieben Siedlungen der Chachapoya entdeckt, darunter die Festungsstadt Cuelap, in 3100 m Höhe gelegen, von einer 6 - 8 m hohen Mauer umgeben, Raum und Schutz bietend für Tausende von Einwohnern. Sie wurde aus mehr Steinen gebaut als die große Pyramide von Gizeh. Dabei wurden die Steine nur aufeinandergesetzt ohne irgend eine Art von Putz zu verwenden. Cuelap wurde auf das 12. Jh. datiert. Eine weitere ihrer Städte, Gran Vilaya, wurde von Gene Savoy entdeckt und nach der Gegend in der sie sich befindet, benannt. Savoy hält Gran Vilaya, die als größte prä-columbianische Stadt gilt und ca. 20 000 Gebäude aufweist, als die Hauptstadt der Chachapoyas. Ohne eine geordnete Regierungsform wären gemeinschaftliche Bauvorhaben dieser Größenordnung nicht durchführbar gewesen.

Skulptur der Chachapoya
Skulptur der Chachapoya (38 kB)
©Keith Muscutt

Gegen Ende des 15. Jh. nahm das Inkareich Kontakt mit den Chachapoya auf, die bei ihnen als wild galten. Das Angebot sich den Inkas anzuschließen wurde abgelehnt, worauf die Inkas mit Krieg antworteten und die Chachapoya unterwarfen. Der Legende nach wurden sie von den Inkas respektiert und wegen ihrer Größe und kriegerischen Einstellung gern als Leibwächter gebraucht. Die Schönheit der Chachapoyafrauen bezauberte die Inka so sehr, dass sie als Sklavinnen in ihren Frauenpalästen gehalten wurden. Es wird sogar gesagt, dass den Spaniern zur Begrüßung einige Frauen dieses Stammes geschickt wurden, die von deren Schönheit ebenso fasziniert waren wie die Inkas. Der Überlieferung nach sollen sogar einige Spanier am Westamazonas 4 großen, blonden und hellhäutigen Krieger begegnet sein. Nachdem sie erfahren hatten, dass sie zum Christentum bekehrt und unterworfen werden sollten, verschwanden sie nach einem höflich Abschied und wurden nie wieder gesehen. Des weiteren besteht die These, dass importierte Arbeiter halfen die Stadt Choquequirao, die letzte Zuflucht der Inkas, zu erbauen (30 Meilen westlich von Machu Picchu). Rechteckige Kalksteinblöcke, typisch für die Bauweise der Chachapoya, lassen darauf schließen. Es heißt auch, dass das Land der Chachapoyas, das nördliche Hochland von Peru, von den Spaniern erst erobert werden konnte, nachdem auch der letzte Inka (Tupac Amaru) gefallen war.

Durch die Kriege mit den Inkas und Spaniern wurde die Population der Chachapoya erst auf ca. 90 000 reduziert, später sank die Bevölkerungszahl durch eingeschleppte Seuchen auf 10 000, und am Ende des 16. Jh. waren die sie als kulturell und sozial eigenständiges Volk verschwunden. Ihre Städte, ihre Festungen, ihre Kultur gerieten ins Vergessen und warteten Jahrhunderte lang auf die Wiederentdeckung.

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