Die Chachapoya - Das geheimnisvolle Volk der Anden

Text und Bilder von Dany Kelm

Mumien

Mumien zeugen bei den Völkern unsere Erde von einer großen Verehrung der Toten. Die Chachapoya mumifizierten ihre Verstorbenen für das Leben danach wie auch andere Andenvölker.

1996 wurden in den Anden an die 200 Mumien von Grabräubern gefunden. Sie befanden sich in unzugänglichen, bunt bemalten zweigeschossigen und zweiräumigen Steinhäusern, die tief in das Felsgestein hineinreichten. Der einzige Weg um in die Grabkammern (sog. chullpas) zu gelangen war über das Dach, was durch die allgemeine Lage dieser Kammern noch erschwert wurde; sie befinden sich an Felshängen 100 Meter über dem Kondorsee. Die Mumien waren erstaunlich gut erhalten, denn trotz der hohen Luftfeuchtigkeit in dieser Gegend haben die Chachapoya einen trockenen Platz für ihre Toten gefunden.

Kuelap
Mauer in Kuelap (46 kB)
©Keith Muscutt

Um sie zu präparieren wurden die Innereien durch die Scheide oder den After entfernt, und danach mit Kräutern und Ölen einbalsamiert. Man ist sich nicht sicher ob die Mumifizierung durch die Inka eingeführt wurde oder ob es eine althergebrachte Tradition der Chachapoya war. Auffällig ist hier jedoch der Unterschied zu den Mumien der Inka, die ihre Toten austrocknen ließen. Stattdessen verwendeten die Chachapoya eine Art der Mumifizierung wie sie bei den Ägyptern gebräuchlich war.

Die Köpfe der Mumien wurde mit Baumwolle ausgestopft damit die Gesichter nicht einfallen und auf die äußere Hülle der Stoffe, in die der Leichnam gewickelt wurde, stickten die Chachapoya die Gesichter der Toten auf (Ich kann mir gut vorstellen, dass der Tote in der nächsten Welt auf diese Weise besser zu erkennen sein sollte).

Die Grabräuber haben durch ihre Gier viele Hinweise auf das Totenritual und andere Traditionen der Chachapoya vernichtet, indem sie die Mumien öffneten und Schmuck und kostbare Stoffe entwendeten, die für die Archäologie nun verloren waren. Doch auch die örtliche Polizei hat gravierende Fehler gemacht. Sie versuchten die Plünderer aufzuhalten und räumten das Durcheinander das diese verursacht hatten etwas auf bevor die Wissenschaftler am Fundort eintrafen. Der größte Fehler den sie machten war das Herausholen der Mumien aus den Grabkammern und die Aufreihung der toten Körper in einer Linie. Als die peruanischen Archäologen dann endlich eintrafen waren wertvolle Hinweise wie z.B. die Körperstellung der Mumien in den Kammern durch Grabräuber und gutmeinende Polizisten größtenteils verloren.

Doch die unrechtmäßige Öffnung der Mumien hatte auch ihr Gutes. So bekamen die Forscher die Gelegenheit die Stoffe, in welche die Mumien eingewickelt waren, zu sehen und sie zu untersuchen, denn bisher hatten sie immer nur aus Quellen von diesen kostbaren Stoffen gehört. Des weiteren wurden noch Musikinstrumente, spezielle Ornamente, Keramik, Holzfiguren mit stilisierten Gesichtern, Körbe und Kotenschnüre (sog. khipus) etc. gefunden. Diese Knotenschnüre könnten den Mumien als Grabtexte beigegeben worden sein, um ihre Geschichte und ihren sozialen Stand wiederzugeben. Bei einem dieser Knotenschnüre wird sogar vermutet dass es sich um einen Kalender handelt und eine Volkszählung der an die Chachapoya Tribut zahlenden Stämme darstellt.

Um eine kurze Beschreibung dieser Mumien zu geben: die äußere Hülle bestand aus einem sehr einfachen Stoff, auf der das Gesicht aufgestickt war. Die Zweite Lage war ein sehr kostbarer, bunter und überraschenderweise gut erhaltener Stoff. In diesen beiden Lagen befand sich dann der Tote, den man dann in einen hölzernen Sarg legte.

Weder das, noch die Mausolen in denen die Mumien in gebeugt sitzender Stellung gefunden wurden, war für Südamerika-Indios üblich.

Untersuchungen haben ergeben, dass die Mumien vom Kondorsee ca. 500 Jahre alt sein müssen.

Vier Jahre später, also im Jahr 2000, wurden weitere Mumien gefunden, diesmal 35 an der Zahl, von denen acht intakt waren. Radiocarbon-Tests datieren die Mumien auf das 11. und 12. Jh. n. Chr. Sie waren in Stoff- und Korbmaterialien gewickelt. Bei ihnen fanden sich keine Artefakte der Inkakultur, was bei den 1996 gefundenen Mumien der Fall war.

Durch Funde wie diesen bietet sich die Möglichkeit einer genetischen Untersuchung. Solche Proben sind sehr selten. Dennoch hat man bereits herausgefunden, dass es keine genetische Übereinstimmung mit den Indios des südamerikanischen Kontinents gibt.

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