Die Valdívia-Kultur

In Ecuadór fand man Keramiken aus dem 3. und 4. Jahrtausend v. Chr., die zeigten, daß Amerika bereits in sehr früher Zeit hochentwickelt war. In derselben Zeit entwickelten sich auf der anderen Seite der Erde die Sumer-Kultur und die Pharaonen-Kultur in Ägypten. Die älteste amerikanische Hochkultur, Valdívia, blühte an den Flüssen des Guayas-Becken. Die Nachforschungen bewiesen, daß diese Kultur nicht nur die frühesten präkolumbianischen Keramiken der Andenwelt hervorbrachten, sondern auch eine fortgeschrittene städtische Organisation mit Kulten, Riten und Opfergaben. Sie bauten die ältesten bis heute bekannten Zeremonialzentren der gesamten Neuen Welt (Loma Alta, Real Alto).

Weibliche Valdívia-Statuette
Valdívia-Statuette (29 KB)

Die Landwirtschaft entwickelte sich im mittleren und oberen Amazonasgebiet. Der sich weiter ausdehnende Tropenwald vertrieb allerdings die dort siedelnden Ackerbauvölker, die dann neues fruchtbares Land suchten. Sie überwanden das Gebirge und am Golf von Guayas fanden sie Flüsse mit jahreszeitlichen Überschwemmungen, die neues fruchtbares Land brachten. Das Gebirge hielt außerdem die Regenwolken aus dem Amazonasgebiet ab, so daß der Dschungel nicht weiter vordringen konnte. In diesem Gebiet konnte man die Landwirtschaft auch mit dem Fischfang verbinden, der eine bedeutende Proteinquelle darstellte.

Die Freilegung meist älterer Orte des Valdívia-Typus hat ergeben, daß sie seit mehr als 6000 Jahren Mais anbauten. Aufgrund des Rio Valdívia waren keine Bewässerungsmaßnahmen nötig. Man fand auch Gefäße, die mit Hilfe von Maiskolben verziert wurden. Diese Maisart hatte besonders dicke Körner und aus den Abdrücken, die diese Körner im weichen Ton hinterließen, konnten die Botaniker auch die Maisart bestimmen. Die Körner stammen von primitiven Arten ab, die im Amazonasgebiet angepflanzt worden waren.

Die Valdívia-Kultur ist das älteste künstlerische Zentrum der Andenregion. Die Keramik dieser Kultur wurde von der Amerikanerin Betsy Hill in acht Phasen unterteilt, die von 2600 bis 1500 v. Chr. reichen. Während der Ausgrabungen in Loma Alta fand man Stücke, die aus dem Jahr 3100 v. Chr. datieren und Real Alto zeigte, daß die Valdívia-Kultur anscheinend um 3550 v. Chr. begann.

Die ältesten Keramiken zeigen, daß die Ursprünge der Töpferkunst sehr viel früher und wahrscheinlich woanders lagen, da die dort gefundenen Stücke keinen "Versuchscharakter" aufwiesen. Da in Amerika die Töpferscheibe unbekannt war, wurden die Keramiken in Spiralwülsten aufgebaut oder modelliert.

Die berühmtesten Keramiken der Valdívia-Kultur sind kleine vollplastische Figürchen, die selten größer sind als 12 bis 15 cm und streng schematisiert dargestellt wurden. Meist ist nur der Kopf sorgfältig gearbeitet und mit einer Frisur versehen, die an die Perücken der Ägypter erinnert. Die Augen wurden als einfache Punkte oder Striche dargestellt. Manchmal wurden darüber die Augenbrauen angedeutet. Ein Punkt stellt den Mund dar und auch die Nase ist nur leicht betont. Aufgrund der manchmal üppigen Brüste, die diese Figuren haben, nimmt man an, daß es sich eventuell um eine Fruchtbarkeitsgöttin oder allgemeiner, die Muttergottheit handeln könnte.

Keramiken im Valdívia-Stil fand man an der ganzen Pazifikküste im nördlichen Ecuadór bis nach Zentralamerika und auf der anderen Seite der Kordilleren an den Flüssen des Amazonasbeckens.

Ausgrabungen in dem ältesten Zeremonialzentrum der Neuen Welt - Real Alto - brachten wertvolle Erkenntnisse über die damalige Wohnweise in diesem Gebiet. Die Siedlung, die man rekonstruieren konnte, umfaßte zwischen 120 und 150 Hütten, in denen 25 bis 30 Personen Platz fanden. Somit hatte Real Alto ungefähr 2500 bis 3000 Einwohner, eine erstaunlich große Zahl für Stammesgesellschaften des 3. Jahrtausends vor Christi.

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