Anasazi (100 n.u.Z - ca. 1450)

Chetro Ketl
Chetro Ketl im Chaco Canyon (68 kB)

White House Ruins
White House im Canyon de Chelly (82 kB)

Der Lebensraum der Anasazi war das Vierländereck von Arizona, New Mexico, Utah und Colorado, das im großen und ganzen eine Hochwüste war. Die Temperaturen schwankten von 40 Grad Celsius im Sommer und minus 30 Grad Celsius im Winter. In den Schluchten wachsen Salbei, Kakteen und einige angepaßte Gräser. Nur die wenigsten Flüsse führten ganzjährig Wasser.

Man unterscheidet drei Zweige: Chaco Canyon in New Mexico, Mesa Verde in Colorado und Kayenta im nördlichen Arizona. Zwar gehören alle drei Zweige derselben Kultur an, unterscheiden sich jedoch beim Stil der Keramik und Architektur.

Um 185 v. Chr. entstanden erstmals Dörfer in Grubenbauweise.  Diese Tradition nannte man die Kultur der Korbmacher, man geflochtene Körbe aber keine Keramik fand. Die ersten Grubenhäuser waren noch flach und von grober Bauweise. Später wurden die Häuser immer mehr in die Tiefe verlegt, so daß sich das ehemalige Rauchloch in den Eingang des Hauses verwandelte. Sie lebten vom Maisanbau und und in ihren topfartigen Körben bereiteten sie ihre Breinahrung zu, indem sie erhitzte Steine hineinwarfen.

Butler Wash Ruinen
Butler Wash Indian Ruinen (41 kB)

Chetro Ketl
Chaco Canyon: Chetro Ketl (46 kB)

Butler Wash Ruinen
Butler Wash Indian Ruinen (47 kB)

Nach 500 n. Chr. wurden die Grubenhäuser durch überirdische Bauten aus Steinmauerwerk ersetzt. Diese Kultur nannte man die Kultur der Felsenstadtbewohner oder auch Anasazi. Die Bewohner der Felsenstädte bauten ihre Häuser direkt in die Felsen. Man findet diese Ansiedlungen z.B. im Cañon des Mancos, des Rio Grande del Norte und im Colorado-Cañon. Dort findet man auch die größte der bekannten Ansiedlungen, die Mesa Verde. Die Grubenhäuser wurden als Kivas beibehalten, die von den Männern für Zeremonien benutzt wurden. In Mesa Verde wurden ab 700 n. Chr. überirdische Wohnungen gebaut, aber erst um 1150 waren dann alle Dörfer zwischen die Klippen gezogen. Die Anasazi nutzten natürliche Felsvorsprünge, um dort Wohnkomplexe mit teilweise bis zu 200 Räumen und 23 Kivas (Cliff Palace) zu bauen.

Im Chaco Canyon befinden sich sehr viele und große Städte. Der Chaco Canyon steht heute als Nationalmonument unter Naturschutz. Die Städte waren mit Straßen untereinander verbunden. Man hat insgesamt ein Straßennetz von 650 km Länge ausgemacht, das sich in Nord-Süd-Richtung (von den Rocky Mountains bis zu den Mogollon-Bergen) und in Ost-West-Richtung ausbreitet.  Zu den eindrucksvollsten Stätten im Chaco gehören der Pueblo Boniti, Chetro Ketl, Hungo Pavi und Pueblo Alto. Ihren Höhepunkt erlebten die Chaco-Siedlungen zwischen 950 und 1300 n. Chr. In den riesigen Klippenhäusern von Mesa Verde, 225 km nördlich des Chaco Canyon gelegen, dürften auf dem Höhepunkt zwischen 30 000 und 40 000 Menschen gelebt haben.

Horesecollar-Ruinen
Horesecollar-Ruinen in Natural Bridges (31 kB)

Aztec Ruinen
Aztec Ruinen: Große Kiva (56 kB)

Mule Canyon
Ruinen im Mule Canyon (35 kB)

Die Anasazi waren Bauern. Ausgedehnte Bewässerungssysteme ermöglichten eine gute Ernte von Mais, Melonen, Paprika, Bohnen und Tabak. Die Jagd diente nur zur Ergänzung der Nahrung. Außerdem hielten sie noch Hunde und Truthähne.

Feldarbeit und Wohnungsbau war Frauensache, während die Jagd eine reine Männersache war. Die Anasazi waren hervorragende Töpfer, dies machten Männer und Frauen gemeinsam.

Die Frauen spielten in dieser Gesellschaft eine bedeutende Rolle. Die landwirtschaftliche Nutzfläche wurde unter den Frauen aufgeteilt, die Männer zogen nach der Hochzeit als Gast ein und bei eventueller Trennung mußten sie das Haus wieder verlassen. Die Kinder blieben dann bei der Mutter. 

Chetro Ketl
Chaco Canyon: Chetro Ketl (81 kB)

Die Religion war auch sehr bedeutend. Die Riten sollten vor allem genügend Feuchtigkeit sichern. Die Hauptgottheiten waren die Sonne und die Mutter Erde. Auch heute sind bei den Puebloindianern rituelle Tänze bedeutend. Dabei werden die Gottheiten in Masken (Kachinas) dargestellt.

Lange Zeit dachte man, daß die Anasazi ihre Dörfer aufgrund der langanhaltenden Dürre von 1276-1299 aufgaben. Es ist auf jeden Fall festzustellen, daß die Anasazi (und andere Traditionen) um 1300 an Macht verloren und ihre Dörfer nach und nach verließen. Eventuell kamen noch Umweltprobleme hinzu, die sie sich geschaffen haben, indem sie die Bäume abholzten, um sie zu verfeuern und ihre Wohnstätten daraus zu bauen. Erst nach dem Verfall der Anasazi-Kultur erfolgten Überfälle anderer Stämme. Übergriffe der Navajo und Apachen (die lange Zeit für den Untergang der Kulturen im Südwesten "verantwortlich" gemacht wurden) erfolgten erst um 1500.

Aztec Ruinen
Aztec Ruinen (35 kB)

Ab dem Jahre 1927 findet jährlich eine Konferenz der Südwest-Amerika-Archäologen statt. Einer der ersten Punkte die geklärt wurden, war eine einheitliche Terminologie, die die Völker in diesem Gebiet zeitlich definierte:

Korbmacher I
(? - ca. Christi Geburt)
Bezeichnung für die Menschen der hypothetischen vorlandwirtschaftlichen Phase
Korbmacher II
(ca. 100- ca. 400)
Landwirtschaft wurde bereits betrieben (Anbau von Mais und Kürbissen), lebten noch in Höhlen oder sehr primitiven Grubenhäusern, brachten es in der Korbflechterei zu einer großen Kunstfertigkeit
Korbmacher III
(ca. 500 - ca. 700)
lebten in Grubenhäuser, Schöpfer erster Keramiken, Atlatl wird durch Pfeil und Bogen ersetzt
Pueblo I
(ca. 700 - ca. 900)
erste oberirdische Siedlungen
Pueblo II
(ca. 900 - ca. 1100)
Pueblos wurden weiter ausgebaut, Bevölkerungszunahme
Pueblo III
(ca. 1100 - ca. 1300)
Goldene Zeit der Anasazi bis gegen 1300, Beginn des Verlassen der Städte
Pueblo IV
(ca. 1400 - 1600)
letztes Aufblühen der Anasazi-Kultur im Becken des Rio Grande bis ca. 1450, Ankunft der Spanier (1540 Coronado)
Pueblo V
(1600 - heute)
Zusammenfassung aller Indianerkulturen im Südwesten von 1600 bis heute

Montezumas Castle
Montezumas Castle (76 kB)

Den Namen Anasazi schlug 1936 Alfred V. Kidder vor. Er sollte die Entwicklung der Korbmacher-Kulturen bis zu den Pueblos beschreiben und dabei die Kulturen der Hohokam und Mogollon ausgeklammert lassen. Die Namengebung war nicht ganz ideal, da sie eine enge Beziehung aller Anasazi-Gruppen implizierte. Wir wissen aber nicht, ob sich die über das Land verstreuten Gruppen einem einzigen Stamm zugehörig fühlten und ob sie dieselbe Sprache sprachen.

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