Die Moche - Kultur

Nach dem Zusammenbruch der Chavín-Kultur nach 300 v. Chr. erstarkten an der Küste viele kleine, unabhängige Staaten und damit auch lokale Stile. Es konnte noch nicht geklärt werden, in welchen der vielen Flußtäler, die Moche-Kultur ihren Ausgangspunkt hatte.

Vom Beginn der christlichen Zeitrechnung bis ca. 600 n. Chr. war der Ort Moche in der Nähe der heutigen Stadt Trujillo das religiöse und politische Zentrum der Moche-Kultur. Da man den richtigen Namen des dort lebenden Volkes nicht mehr weiß, wurden sie nach dem Tal, indem sie heimisch waren, benannt.

Huaca de Panamarca
Huaca de Panamarca (37 KB)

Der Lebensraum der Moche, die mittlere und südlichere Küste Perus, ist fast niederschlagsfrei. Nur an der nördlichen Küste treten seltene kurze Regenschauer auf. Die Ursache ist der kalte Humboldtstrom, der die Regenwolken auf das Meer hinauszieht. Allerdings gelingt es den warmen Gewässern etwa vier- bis fünfmal in jedem Jahrhundert, weiter nach Süden vorzudringen, als es normalerweise üblich ist. Dieses Phänomen heißt El Niño und die Folge sind katastrophale Regenfälle. In dieser Zeit werden die Flüße zu reißenden Strömen, die alles zerstören, was auf ihrem Weg liegt.

So war das Leben auch nur in den Tälern entlang der Flüsse möglich, die in den Anden entspringen und in den Pazifik münden. Dort wurde mit raffinierten Bewässerungsanlagen Baumwolle, Mais, Bohnen, Erdnüsse und Chili-Pfeffer angebaut. Mit Hilfe von Verzweigungskanälen und unter Ausnutzung des kleinsten natürlichen Gefälles wurden riesige, zuvor unfruchtbare Gegenden, in Kulturland umgewandelt. Heute ist dieses Land wieder zum großen Teil zur Wüste geworden. Am Rand des Ozeans wurde eine besonders ausgeklügelte Ackerbautechnik entwickelt. Das salzige Meerwasser treibt das Süßwasser zurück, das daraufhin einen bedeutenden Grundwasserspiegel bildet. Die Bauern senkten ihre Felder ab, bis die kultivierbare Erde in direkten Kontakt mit dem Grundwasser stand. Da keine natürlich angeschwemmten Düngemittel in dieser Gegend existierten, wären die Böden bald ausgelaugt gewesen, wenn die Präkolumbier nicht das Guano, den natürlichen Dünger der Seevögel, benutzt hätten. Die meisten dieser tiefliegenden Ländereien sind heute verschwunden.

Außerdem wurde Baumwolle für die Textilproduktion, sowie Schilf und Rohr für Bauten und kleinere Schiffe genutzt.

Es gab auch Nutztiere, wie Enten, Meerschweinchen und Hunde. Auch eine Lamarasse, die an das Wüstenklima angepasst war und das Gewicht eines Reiters tragen konnte, wurde gezüchtet. Diese Lamarasse ist heute ausgestorben. Der Adel hielt sich auch Haustiere wie Papageien, Affen und Ozelote.

caballitos del mar
caballitos del mar - damals (50 kB)

caballitos del mar - heute (38 kB)

Das Meer war eine weitere wichtige Nahrungsquelle. Man jagte Fische, Seevögel, Robben und andere Meeressäuger. Darüber hinaus lieferte das Meer auch Handelswaren für landeinwärts lebende Gruppen und Handelswege für den Fernverkehr. Die Moche bauten Flöße aus Balsaholz bzw. für kleinere Wege wurden Boote aus Binsenschilf und Röhricht hergestellt. Diese "caballitos del mar" (Seepferdchen) bestanden aus mehreren Bündeln. An den Enden wurden sie zu nach oben gebogenen Spitzen zusammengebunden.

Durch eine plötzliche Bevölkerungsexplosion aufgrund der Anhebung des Lebensniveaus durch verbesserte Bewässerungssysteme herrschte ein andauernder Kriegszustand. Jede Stadt wählte einen militärisch leicht zu verteidigenden Standort und umgab sich mit Befestigungsanlagen. Aus den Kriegen zwischen den Nachbarvölkern ging der Moche-Bund hervor, der die Täler des Rios Leche, Lambayeque, Reque, Zana, Jequetepeque, Chicama, Moche, Virú, Santa und Nepeña umfasste. Wegen der vielen Kriege gab es eine sehr große Anzahl von Sklaven. Während man früher die Kriegsgefangenen den Göttern opferte, waren es nun zu viele. Sie wurden Arbeitssklaven, die beispielsweise für den Bau von Bewässerungsanlagen eingesetzt wurden. Wahrscheinlich fanden die Kriege unter Beachtung strenger Regeln statt.

Die größte Ausdehnung der Moche-Kultur war in der Blütezeit zwischen 400 n. Chr. und 600 n. Chr. In dieser Zeit erstreckte sich das Reich von Vicús im Norden bis Pañamarca im Süden. In dieser Zeit entwickelte sich auch die Stadt Moche zum religiösen und wirtschaftlichen Zentrum. Von 500-700 gab es eine Periode der Stagnation mit anschließenden Niedergang. In dieser Zeit setzte sich dann die Huari-Kultur durch.

Es gibt Theorien darüber, daß das Ende der Moche-Kultur auf eine Reihe von Naturkatastrophen zurückzuführen ist. So sollen in dieser Zeit schwere Erd- und Seebeben sattgefunden haben, die die Bewässerungssysteme unbrauchbar machten. Sand, der von starken Winden aufgewirbelt wurde, wurde zusammen mit dem Regen, den El Niño brachte, zu einer kompakten Schlammschicht, unter der die Felder, Häuser und Heiligtümer begraben wurden. Eine anschließende Dürreperiode soll dann zu Hungersnöten, lokalen Unruhen und insgesamt dem Untergang der Kultur geführt haben.

Eine ungefähre zeitliche Reihenfolge ihrer Kultur kann man auch in der Keramik erkennen. Deshalb unterscheidet man diese Keramik in fünf Phasen:

Moche I und II: Moche I : 100 v. Chr. - 100 n. Chr.
Moche II: 100 - 300 n. Chr.
Fundorte: Moche-, Chicanna- und Virú-Tal
um 150: Besiedlung des Santa-Tals (Expansion nach Süden)
Kennzeichnend ist eine kräftige expressive Keramik, mit hohen künstlerischen Fertigkeiten ausgeführt. Sie hat kaum technische Mängel und meistens geometrische Dekorationsmotive.
Moche III: Zeitraum: 300 - 400 n. Chr.
In dieser Zeit werden szenische Darstellungen unter Einbeziehung der Tier- und Pflanzenwelt bevorzugt, die mit feinen Pinselstrichen mit rötlich-brauner Farbe auf cremefarbigen Untergrund gemalt wird.
Moche IV: Zeitraum: 400 - 550 n. Chr.
Fundorte: Pañamarca im Nepeña-Tal, der südlichste Punkt mit Moche-Architektur (Moche-Keramik fand man auch noch weiter südlicher)
Auf den Keramiken stellte man das Alltagsleben, kultische Riten oder mythologische Geschichten dar. Neben den figürlichen Darstellungen und der Malerei ist für diese Periode die Herstellung der berühmten Portraitköpfe mit individuell gearbeiteten Gesichtszügen, kennzeichnend.
Moche V: Zeitraum: 550 - 700 n. Chr.
Spätphase (Niedergang dieser Kultur)
In dieser Zeit begann man flüchtiger zu arbeiten, eventuell aufgrund einer größeren Nachfrage. Die Keramik war teilweise mit Malereien überladen.

Die Frage der Herkunft dieser Kultur ist noch nicht ganz geklärt. Man fand sehr frühe Moche-Keramik weit im Norden, im Piura-Tal. Vielleicht kamen die Moche-Leute vom Norden ins Moche-Tal. Klar ist, daß um 600 n. Chr. Moche aufgegeben wurde. Eventuell hatte sich eine Sandschicht auf Moche und die Bewässerungsanlagen gelegt, so daß ein weiterer Bodenanbau unmöglich wurde. Um 700-750 n. Chr. nahm die letzte Moche-Hauptstadt Pampa Grande in der Talmündung des Lambayeque ein gewaltsames Ende. Die wichtigsten Gebäude aus Adobeziegeln waren offensichtlich systematisch niedergebrannt. Die Macht ging dann auf das Lambayeque-Gebiet über.

Anhand neueren Ausgrabungen, besonders der in Sipán, konnten differenzierte Erkenntnisse über die soziale Struktur der Moche-Kultur gesammelt werden. An der Spitze steht der Herrscher. Er hat die militärische und religiöse Macht. Erkennbar ist er meist an den strahlen- oder sonnenartigen Symbolen und daran, das die wichtigsten Schmuckstücke eine Verbindung mit der Zahl 10 aufweisen. Dadrunter steht der Priester, der in Verbindung mit dem Mondkult und der Zahl 9 steht. Kriegerbefehlshaber sind an ihrer Kleidung, den Waffen und Emblemen zu erkennen. Dadrunter kommen dann zivile Würdenträger, Hilfspersonal der Priester, sowie Soldaten oder Wächter. Diese stehen den oben genannten Personen zur Seite. Dann gab es die Handwerker und Spezialisten, die wahrscheinlich zu bestimmten Familien oder Kasten gehörten. Unter dem "einfachem Volk" standen nur die Yanas oder das Dienstpersonal.

[Überblick] [Kunst und Architektur] [Religion] [Der Herr von Sipán]

[Home]