Der Herr von Sipán

Ende Februar 1987 entdeckten Grabräuber ein reiches Grab in der Nähe des Dorfes Sipán und plünderten es. Das ganze Dorf wurde vom Goldfieber gepackt und die Bauern durchwühlten die Erde nahe einer alten Lehmziegelplattform. Die Polizei erhielt aber Hinweise auf die Goldfunde und in einer nächtlichen Hausdurchsuchung wurden dann auch etliche wertvolle Bruchstücke gefunden. Der Commandante benachrichtigte umgehend den Archäologen Dr. Walter Alva, Direktor des Brüning-Museums für Archäologie in Lambayeque, der auch sofort anreiste. Aus der Qualität der Goldarbeiten konnte Alva schließen, das die Schmuckstücke aus einem Grab einer wichtigen Persönlichkeit stammten. Trotzdem gingen die Plünderungen weiter, inzwischen arbeiteten professionelle Raubgräber unter Bewachung von Helfern. Erst im April gelang es Dr. Walter Alva Rettungsgrabungen zu organisieren. Nach Monaten harter Arbeit wurde er mit einem außergewöhnlichen Fund belohnt: Dem unversehrten Grab eines Moche-Herrschers.


Der Herr von Sipán und sein Gefolge (33 kB)

Da dieses Grab systematisch erforscht wurde, konnte man mehr über die Moche-Gesellschaft erfahren, als aus Tausenden von Fundstücken derselben Kultur, die ohne archäologischen Zusammenhang in den Museen zu finden sind.

Bisher konnten 13 Gräber vollständig geborgen werden. Zu den wichtigsten Gräber gehören das Grab des Herren von Sipán, die Gräber des Alten Fürsten, des Priesters und der Militärbefehlshaber.

Die Schätze aus den Gräbern von Sipán werden in Zukunft im Museum "Tumbas Reales de Sipán", das sich derzeit noch im Bau befindet, ausgestellt.

Herr von Sipán ("Señor von Sipán")

Nachdem überaus reiche Beigabendepots mit insgesamt über 1000 Keramiken und Schmuckstücken gefunden wurden, vermuteten die Archäologen schon, daß es wahrscheinlich ein sehr wichtiges Grab war.

Grab des Herren von Sipán
Das Grab des Herren von Sipán (43 kB)
Grab des Herren von Sipán
Das Grab des Herren von Sipán (34 kB)

Es wurde ein hochrangiger Würdenträger gefunden, der in einem Holzsarg beigesetzt wurde. Ihm folgten acht Personen in den Tod: zwei Krieger, zwei Diener, wobei einem von ihm als Grabwächter die Füße abgetrennt wurde, drei jungen Frauen und ein junger Knabe, ca. 9-11 Jahre alt. Außerdem wurden ein Hund und zwei Lamas geopfert. 

Durch die Feuchtigkeit, dem Salzgehalt des Bodens und einem Deckeneinsturz war das Skelett des Herren von Sipán fast völlig zerstört. Trotzdem konnte man noch erkennen das er mit ausgestreckten Armen und den Händen auf den Oberschenkeln auf den Rücken liegend, begraben wurde. In seiner rechten Hand hielt er ein Zepter, das Zeichen seiner Macht.

Man hat herausgefunden, das der Herr von Sipán im Alter zwischen 35 und 45 Jahren verstarb. Es wurden keine Verletzungen festgestellt, so daß man annimmt, daß er an einer unbekannten Krankheit oder Epidemie verstarb. Er war 1,66 m groß und damit größer als seine Zeitgenossen. Sein Schädel war künstlich deformiert, so wie das zu der Zeit üblich war.

Bei dem Herren von Sipán wurden einige der schönsten Schmuckstücke der Moche-Kultur gefunden, so zum Beispiel hervorragend gearbeitete "3-D"-Ohrpflöcke mit Türkiseinlagen, Nasenschmuckstücke, kunstvolle Standarten und Muschelpektorale. Insbesondere die gefundene halbmondförmige Goldkrone ist ein Indiz dafür, das hier einer der bedeutendsten Männer dieser Zeit begraben wurde. Diese Art von Kopfschmuck findet man häufig in der Moche-Kunst bei Personen, die Rituale ausführen und denen Opfergaben und Ehrenbezeugungen entgegengebracht wurden.

Das Grab des Priesters

In diesem Grab fand man einen 35-45 Jahre alten, ca. 1,60 m großer Mann. In der rechten Hand hat man einen Metallbecher mit dazugehörigem Deckel gefunden. In der Moche-Kunst wird dieser häufig in Opferszenen und rituellen Trankopfern dargestellt. Dabei wird der Kelch zwischen dem sogenannten "Strahlenwesen" und dem "Kriegerpriester" hin- und hergereicht. Deswegen wird dieser Mann als "Priester" bezeichnet. Da auch Angriffswaffen in dem Grab völlig fehlten, ging man davon aus, daß diese Person nur religiöse Funktionen hatte.

Auch den Priester geleiteten Menschen ins Jenseits. So wurde ein 14-17 Jahre alter Junge, ein 8-10 Jahre altes Kind, zwei junge Frauen und ein junger Mann, dem die Fußknochen fehlten, gefunden. Der junge Mann war eventuell der "Wächter". Es wurden auch zwei geopferte Lamas gefunden.

Die Beigaben waren nicht so aufwendig, wie beim Herren von Sipán, aber nichtsdestotrotz, sehr informativ. 

Der alte Herrscher

Dieses Grab unterschied sich von den vorher gefundenen. Die Grabkammer war ursprünglich elliptisch und kleiner, aber obwohl es älter war als die anderen, war es besser erhalten. Auch hier wurden Keramiken als Grabbeigaben gefunden, die sich aber stilistisch deutlich von den anderen unterscheiden.

Der alte Herrscher war etwa 45-55 Jahre alt und ca. 1,62 Meter groß. Die einzigen Begleiter des alten Herrschers waren eine junge Frau, ca. 16-18 Jahre alt, und ein Lama.

Obwohl dieses Grab kleiner, einfacher und ohne die vielen Nebenbestattungen war, waren die Grabbeigaben überraus reichhaltig und komplex. Außerdem entsprachen ein Teil der Fundstücke denen des Herren von Sipán. So zog man den Schluß, dass der hier Begrabene vom selben Rang wie der Señor von Sipán war, nur das das Grab sehr viel älter war. Im Laufe der Zeit nahm anscheinend die Komplexität der Elitegräber zu.

Andere Gräber

Grab 8
Grab 8 (33 kB)

Es wurden noch andere, weniger komplexe und wichtige Gräber gefunden, die teilweise sehr schöne Schmuckstücke enthielten und weitere Erkentnisse über die Kultur der Moche lieferten. So wurde beispielsweise in dem Grab 5 ein Krieger begraben, der, nach den bildlichen Darstellungen zuurteilen, gleichzeitig Musikant war. Einen anderen wichtigen Militärbefehlshaber fand man in Grab 9.

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