In vielen Kulturen Alt-Perus war die rituelle Verwendung menschlicher Köpfe eine übliche Praxis, so z. B. in der Chavín-Kultur, bei den Moche, Huari, den Inkas und auch bei den Nazcas und in der Paracas-Kultur.
Die Wurzeln der Kopfjagd der Nazca sind in der Paracas-Kultur zu finden. Schon in der Paracas-Kultur findet man Darstellungen von Trophäenköpfen auf Keramiken und später auch auf Textilien. Oft hielt ein sogenanntes "Augenwesen", eine mythische Gestalt, in einer Hand einen Kopf und in der anderen ein Messer. Ab Phase 5 der Nazca-Kultur läßt sich eine deutliche Steigerung der Darstellungen von Trophäenköpfen feststellen, verbunden mit einer Zunahme kriegerischer Aktivitäten. Archäologen haben festgestellt, daß in dieser Zeit Dürren die Südküste Perus heimsuchten, die eine Bevölkerungsverschiebung zur Folge hatten.
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Trophäenköpfe wurden während eines Krieges erbeutet. Mit Hilfe eines scharfen Obsidianmessers wurde der Kopf vom Körper des Unterlegenen abgetrennt, indem man den Hals durchschnitt und die Halswirbel durchtrennte. Dann wurde die Schädelbasis weggebrochen, um die Weichteile, Zunge, Muskeln, Kehle und natürlich das Hirn, herauszunehmen. In die Stirnmitte schlug man ein kleines Loch, damit man dort ein Tragseil befestigen konnte. Außerdem verschloß man die Lippen mit ein oder zwei langen Dornen, eventuell um vor dem Geist der getöteten Person geschützt zu sein. Andererseits verhinderten die Dornen, daß sich der Mund im Laufe des natürlichen Trocknungsprozesses zurückzog. Man wollte den Kopf so natürlich wie möglich behalten. Deswegen wurden auch kleine Stofffetzen in die Wangen und in die Augenhöhlen gestopft, damit das Gesicht ein möglichst lebensnahen Ausdruck behält. Dieser so präparierte Kopf war dann der Beweis für die Tapferkeit des Kriegers. Anscheinend wurden manchmal auch die Köpfe geopferter Menschen zur Trophäenkopfherstellung benutzt. Nach rituellen Zeremonien wurden diese Köpfe dann einzeln oder in Gruppen begraben.
Auch auf Keramiken fand man sehr oft Darstellungen von Trophäenköpfen. Insbesondere mythische Wesen hatten einen oft Kopf in ihren Händen. Später wurden dann auch vollständig bekleidete Krieger in Kriegszenen dargestellt. Man fand auch eine große Anzahl von Keramiken in Gestalt eines Trophäenkopfes. Einige von ihnen dienten auch als Kopfersatz für Enthauptete in Gräbern.
Es stellt sich natürlich die Frage: Warum enthaupteten die Nazca-Krieger ihre Feinde und stellten diese Trophäenköpfe her? Es ist schwierig eine Antwort zu finden, da keinerlei schriftliche Quellen hinterlassen wurden. Eine Theorie ist, daß die Trophäenköpfe zur Besänftigung der Geister dienten. Eine andere besagt, daß sie dem Fruchtbarkeitskult gewidmet waren. Wahrscheinlich war das Vergiessen von Blut und die anschließende Beerdigung verbunden mit landwirschaftlicher Fruchtbarkeit und Regeneration. Man hat nämlich Abbildungen von Trophäenköpfen gefunden, denen Pflanzen aus dem Mund sprießen.
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