Die Chronisten der Inka

Da die Inka-Kultur keine eigene Schrift besaß, ist vieles was wir heute wissen durch spanische Chroniken und Bücher überliefert worden.

Garcilaso de la Vega unternahm einen der umfangreichsten Versuche, die Geschichte und Kultur der Inka darzustellen. Er selber war ein direkter Nachkomme der herrschenden Dynastie der Inka, da seine Mutter, Chimbu Occlo, eine Enkelin des großen Inka Tupac Yupanqui und eine Nichte des vorletzten Herrschers Huayna Capac war. Sein Vater war ein hoher spanischer Offizier mit Namen Don Sebastian García de la Vega, der schon 1534 nach Peru gekommen war und sich dort schnell ein großes Vermögen erworb. Die Inkaprinzessin und der spanische Offizier verliebten sich ineinander und 1539 wurde dann ihr gemeinsamer Sohn Garcilaso geboren. Da sich sein Vater einem Aufstand für die Unabhängigkeit Perus von Spanien anschloß, der leider scheiterte, wurden ihm als Strafe sämtliche Einkünfte entzogen. Um nicht völlig zu verarmen, heiratete er eine reiche Spanierin, die zu seinen Lebzeiten seine Konkubine und deren Kinder tolerierte. Nach seinem Tod schmiß sie allerdings Chimbu Occlo und die Kinder sofort aus dem Haus. Garcilaso war damals 20 Jahre alt und entschloß sich, nach Spanien zu fahren, um dort Gerechtigkeit für seinen schon toten Vater zu erlangen. Er kehrte nie wieder nach Peru zurück. In Madrid bekam er natürlich keine Entschädigung für die Dienste seines Vaters. Er diente dann erst als einfacher Soldat und später auch als Offizier in der Armee. Als alter Mann schied Garcilaso aus der Armee aus und ließ sich in Córdoba nieder, wo er dann das umfangreiche Werk über die peruanische Kultur "Comentarios reales que  tratan del origen de los Incas" schrieb. Der erste Teil wurde 1609 in Lissabon veröffentlicht und den zweiten Teil "Historia general del Perú" vollendete Garcilaso kurz vor seinem Tod. 

Ein anderer bedeutender Chronist, Juan de Betanzos, heiratete die Schwester Atahualpas, des letzten Herrschers des Reiches und schrieb all das nieder, was ihm seine Frau und andere Indianer erzählten. Sein Werk "Suma y Narración des los Incas" enthält unter anderem viele Mythen über die Herkunft der Inka.

Felipe Huaman Poma de Ayala berichtete in einem 1189-seitigen Brief an König Phillip III. über die Welt der Inka und beschwerte sich über die Ungerechtigkeiten der Spanier. Das Dokument mit dem Titel "Nueva Corónica y Buen Gobierno" (Neue Chronik und gute Staatsverwaltung) wurde vor 1615 in mit transkribierten Quetchua-Wörtern angereichertem Spanisch verfaßt. Der Autor illustrierte seinen Text mit 400 Zeichnungen über die Kultur und den Alltag der Inka. Felipe Huaman Poma de Ayala wurde 1567 als Sohn einer adligen Inkafrau (zu seinen direkten Vorfahren gehörte auch Tupac Yupanqui) und eines Provinzfürsten geboren. Dieser Brief war nicht nur eine Klageschrift, sondern enthielt auch konstruktive Vorschläge. Es ist nicht bekannt, ob König Phillip III. den Brief jemals erhalten hat. Erst 1908 wurde es in der Königlichen Bibliothek in Kopenhagen wiedergefunden.

Auch andere Chronisten, wie bspw. Pedro Cieza de León, der Seefahrer Sarmiento de Gamboa u.a, lieferten uns unschätzbare Informationen über das Leben, die Mythen und die Kultur der Inka.

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