In den meisten Bereichen übernahmen die Inka Techniken der ihnen vorausgegangenen Kulturen. So sind sie die Erben der Nazca-Weber, der Chimú-Goldschmiede, der Architekten des Altiplano, der Mochica-Ingenieure im Bereich der Wasserkunde und vermutlich verdankten sie den Chimú auch ihre Errungenschaften in soziopolitischer und selbst technologischer Hinsicht, wie Städteplanung, Straßennetz, Metallurgie und Keramik.
Besonders bekannt wurden die Inka wegen ihren Stadtanlagen und ihrer hervorragenden Steinbearbeitung. Riesige, unregelmäßig geschnittene Steinblöcke fügten sie ohne Mörtel so zusammen, daß noch nicht einmal eine Messerklinge in den Fugen Platz hat. Wie konnte ein Volk, das weder Rad noch Eisen kannte, Blöcke von solchen Dimensionen ausbrechen, transportieren und schließlich so perfekt aneinanderfügen? Zahlreiche Theorien gab es dazu. Selbstverständlich waren auch ein paar phantastische dabei, wie zum Beispiel die Hilfe von Außerirdischen oder die Anwendung einer Säure, die Steine erweichen konnte. Andere Antworten hingegen waren mehr prosaischer Natur, zum Beispiel daß sehr viele Arbeitskräfte eingesetzt wurden. Inzwischen hat man allerdings genauere Angaben. Die Inka schlugen die Felsblöcke nicht aus dem Fels hinaus, sondern nutzten natürliche Brüche und Steinlawinen. An Ort und Stelle wurden die Steine, die oft ein Gewicht von mehreren Tonnen hatten, nur grob behauen. Alle weiteren Arbeiten wurden auf der Baustelle ausgeführt. Nur kleinere Steine wurden schon im Steinbruch vorbereitet.
Die Inka verwendeten Kieselsteine aus dem Fluß zur Bearbeitung der Steine. Um die perfekten Fugen zwischen den Steinen hinzu bekommen, wurde die Oberfläche der einzelnen Elemente erst bearbeitet, wenn es soweit war, daß der nächste Stein in der oberen Reihe aufgesetzt werden konnte. Das gleiche geschah mit den Seitenflächen. Spanische Chronisten berichteten, daß die Steinblöcke mit Stricken und Körperkraft zu den Baustellen geschleppt wurden.
Ein besonderes Merkmal der Inka-Architektur sind die, mit einem Winkel von 4 bis 6 Grad, nach innen geneigten Mauern. Außerdem bauten die Inka meistens trapezförmige Türen, Fenster und Nischen. Ein weiteres typisches Element sind die Steinpflöcke, die aus vielen Außen- und Innenmauern herausragen. Sie sind meist zylindrisch und ins Mauerwerk eingelassen. Der Zweck ist noch nicht ganz klar. Eventuell dienten die Pflöcke der Innenmauern zum Aufhängen von Gegenständen, da die Inka kaum Möbel kannten.
Machu Picchu ist wohl die bekannteste Inka-Fundstätte. Die Bauten wurden meisterhaft in die Umgebung integriert und die Vollendung der Steinarbeiten ist höchst eindrucksvoll. Machu Picchu gilt als Meisterwerk der Architektur. Die Stadt befindet sich etwa in 100 km Luftlinie von Cuzco entfernt. Sie liegt in 2430 m Höhe und ist im Osten und Westen von schwindelerregenden Abgründen umgeben. Es gab nur einen Pfad zu der Stadt, die somit sehr leicht zu verteidigen war. Mit dem Bau der Stadt begann Inka Pachacutec Yupanqui (1438-1471). Sie wurde aber vermutlich erst unter seinem Sohn Tupac Yupanqui (1471-1493) beendet.
Auch im heutigen Cuzco, der ehemaligen Hauptstadt, kann man noch viele bauliche Überreste aus der Inka-Zeit finden. Die Bauten widerstanden auch den Erdbeben, die in dem Andenmassiv häufig vorkommen. Nur die Tempel wurden von den Spaniern radikal zerstört oder umgebaut. So wurde zum Beispiel der Coricancha-Tempel, zu einer Kirche und einem Kloster umgewandelt. Er war eigentlich ein großer, dem Ritual des Inka geweihter Tempel, der als Pantheon und Mausoleum der Inka-Herrscher diente. In seinen Räumen befanden sich die Mumien der ehemaligen Herrscher des Reiches. Auch ein Großteil der Festung Sacsahuamán wurde abgetragen, um Baumaterialen für die Kathedrale und andere wichtige Kirchen zu erhalten. Sie diente nicht nur als Verteidigungswall sondern war das Regierungszentrum des Reiches, der Mittelpunkt der Verwaltung.
Zur Herstellung ihrer Keramiken, Textilien und der Metallbearbeitung beorderten sie die besten Töpfer, Weber und Goldschmiede in die Hauptstadt. Textilien waren die wertvollsten Güter. Die Tücher waren für die Inka das wertvollste Handelsgut. Sie konnten sich bei der Herstellung der Textilien auf jahrtausendealte Erfahrungen stützen. Die Art der Kleidung symbolisierte auch den Rang in der Gesellschaft.
Die Keramik im Andengebiet kann man generell in zwei Grundtypen gliedern: in die Gebrauchskeramik, die meistens einfach und grob gearbeitet ist und in die Keramik, die für Bestattungs- und religiöse Zeremonien hergestellt wurde. Diese war dann natürlich feiner gearbeitet und die Archäologen fanden davon auch mehr, da diese Keramik oft in Grabkammern, Höhlen oder anderen geschützt Orten gelegt wurde. Allgemein kann man sagen, daß die Inka kaum neue Keramikformen entwickelten. Sie nutzten die große Bandbreite an Gefäßtypen, die im Lauf Jahrhunderte entwickelt wurden.
Gold wurde bei den Inka mit der Sonne in Verbindung gebracht. Die Chimú, die zu den besten Goldschmieden des andinen Kulturraumes zählten, waren auch im Inka-Reich die Künstler, die das Gold zu bearbeiten hatten. Leider kennen wir nur wenig aus der Goldkunst der Inka, da das meiste in den Schmelzöfen der Spanier gelandet ist. Die wenig erhaltenden Gold- und Silbergegenstände sind Opfergaben, die man in Gräbern gefunden hat.
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