Der normale aztekische Kalender richtete sich nach dem Sonnenjahr und hieß xihuitl (bei den Maya haab). Er umfaßte 18 Monate zu je 20 Tagen plus 5 extra Tage, die unglücksvoll gewesen sein sollen. Jeder Monat hatte 4 Wochen zu je 5 Tagen. Der letzte Tag in der Woche war öffentlicher Markttag (tianquiztli) und gleichzeitig Fest- und Ruhetag. So gab es insgesamt 288 Arbeitstage und 72 tianquiztli im Jahr. An den 5 Unglückstagen sollte man nicht arbeiten. Dies ergab insgesamt 365 Tage. Da aber das Jahr ca. 6 Stunden länger ist, ergab sich ein Überschuß an Tagen. Deshalb wurde nach jeweils 52 Jahren 12 ½ Schalttage eingeschoben. Damit wurde eine genauere Angleichung an das Sonnenjahr erreicht, als in jedem europäischen Kalender.
Es gab noch einen zweiten, heiligen Kalender mit 260 Tagen, den sogenannten tonalpohualli, der zu Weissagungen benutzt wurde. Die 260 Tage waren in 20 Wochen zu je 13 Tagen aufgeteilt. Jeder Tag war einem Gott (bzw. einer Göttin) zugeordnet. Das Schicksal der Menschen hing davon ab, ob ihrem Geburtstag gute oder schlechte Eigenschaften zugeschrieben wurde. So war bspw. "Sieben Regen" ein günstiger Tag, "Zwei Kaninchen" dagegen ein schlechter Tag.
Auch bei den Azteken wurden die beiden Kalender kombiniert, so dass ein "Kalenderrad" von 52 Jahren entstand. In Mesoamerika wurde die Zeit nicht als linear aufgefasst (so wie wir das machen), sondern als zyklisch: Am Ende einer 52jährigen Periode wird die Zeit und die Welt wiedergeboren. Dies symbolisierte dann die "Zeremonie des Neuen Feuers". Bei dieser Zeremonie wurden in den letzten Stunden des alten Jahres alle Feuer gelöscht, die Bildnisse der Götter ins Wasser geworfen und Kinder und Frauen versteckt. Priester stiegen auf den "Hügel des Sterns", oberhalb von Ixtapalapa und warteten bis die Plejaden den Zenit überschritten. Um diese Zeit war die Gefahr am größten, dass die Erde zerstört wird. Um dieses Unglück abzuwenden, wurde ein Mensch geopfert, dem man das Herz aus dem Leibe riß. In der Brusthöhle des Opfers entfachte man ein neues Feuer und damit auch einen neuen 52jährigen Zyklus. Das Feuer wurde mit Fackeln zum Templo Mayor in Tenochtitlan gebracht und von dort aus in die anderen Städte der Azteken.
Die Götter des tonalpohualli:
Tag | Symbol | Gott |
1 | Krokodil (cipactli) | Tonacatecuhtli, Herr der Erhaltung |
2 | Wind (ehecatls) | Quetzalcoatl, die Gefiederte Schlange |
3 | Haus (calli) | Tepeyollotli, das Herz des Berges |
4 | Eidechse (cuetzepalin) | Hueyhuecoyotl, der Alte Kojote |
5 | Schlange (coatl) | Chalchiuhtlicue, die Wassergöttin |
6 | Tod (miquiztli) | Tecciztecatl, der Mondgott |
7 | Hirsch (mazatl) | Tlaloc, der Regengott |
8 | Kaninchen (tochtli) | Mayahuel, die Göttin des Pulque |
9 | Wasser (atl) | Xiuhtecuhtli, der Feuergott |
10 | Hund (itzcuintli) | Mictlantecuhtli, Herr der Unterwelt |
11 | Affe (ozomatli) | Xochipilli, Prinz der Blumen |
12 | Gras (malinalli) | Patecatl, Gott der Heilkunst |
13 | Rohr (acatl) | Tezcatlipoca, Herr des rauchenden Spiegels |
14 | Jaguar (ocelotl) | Tlazolteotl, Göttin der Liebe und des Schmutzes |
15 | Adler (cuauhtli) | Xipe Totec, der gehäutete Herr |
16 | Geier (cozcaquauhtli) | Itzpapalotl, der Obsidianschmetterling |
17 | Bewegung (ollin) | Xolotl |
18 | Reibstein (tecpatl) | Tezcatlipoca, Herr des rauchenden Spiegels |
19 | Regen (quiauitl) | Chantico, Göttin des Herdes |
20 | Blume (xochitl) | Xochiquetzal, Göttin der Blumen |
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