Der Dresdner Codex

Heute befindet sich der Dresdner Codex in der Sächsischen Landesbibliothek in Dresden und man kann ihn dort besichtigen.

Er besteht aus 74 Seiten (39 zweiseitig beschriebenen Blätter, wobei vier davon leer sind). Im  Dresdner Codex findet man ausschließlich religiöse und rituelle Themen. So enthält er zahlreiche Tafeln, die den Lauf der Venus veranschaulichen. Die Venus war anscheinend der wichtigste Planet für die Maya, da er gleichzeitig Abend- und Morgenstern war. Man findet in diesem Codex Aufzeichnungen, wann die Venus als Abend- bzw. Morgenstern zu sehen war.  Außerdem gibt es Tafeln, die vor Sonnen- und Mondfinsternissen warnen und verschiedene 260-Tage-Zählungen des tzolkin. Dort werden Handlungen einer bestimmten Gottheit und entsprechende Prophezeiungen einem bestimmten Tag zugeordnet. So gibt es Kapitel über die Mondgöttin und ihren Einfluß auf Krankheit und Geburt, sowie über den Regengott Chac und seinen Einfluß auf das Wetter und die Ernte.

Anscheinend ist die Ikonographie, wie Karl Taube zeigte, aztekisch beeinflußt. Aus den unterschiedlichen Schreib- und Malstilen konnte man schließen, daß mindestens fünf verschiedene Schreiber diesen Codex erstellt haben.

Der genaue Ort der Entstehung des Dresdner Codexes ist nicht bekannt. Man nimmt aber an, daß er aus dem Norden Yucatáns stammt.

Wie dieser Codex nach Europa gelangte ist nicht genau bekannt. Eventuell hat Cortés selber ihn in Yucatán mitgehen lassen und wurde von ihm eventuell 1519 nach Europa verschifft. Erst 1739 wurde er von dem damaligen Bibliothekar der Königlichen Bibliothek am Hof zu Dresden, Johann Christian Goetze, aus einer Wiener Sammlung erstanden, aber erst 1744 von ihm katalogisiert. Die erste Veröffentlichung dieses Codexes kam von Alexander von Humboldt, der in seinem Werk "Vues des Cordillères, et monument des peuples indigènes de l'Amerique" 1810 fünf Seiten detailgetreu abbildete, wenn auch in einer leicht falschen Reihenfolge.

Bei einer Reorganisation der Dresdner Bibliothek stieß einer der Nachfolger von Goetze, Ernst Förstemann, der seit 1867 in dieser Bibliothek arbeitete, wieder auf den Codex und dieser faszinierte ihn. Er veröffentlichte ein Faksimile, leider mit nur 60 Exemplaren, die heute von großem Wert sind, da der Original-Codex am Ende des Zweiten Weltkrieges stark beschädigt wurde. Außerdem schuf er die Grundlagen zur Erforschung des Maya-Kalenders. Mit Hilfe des Buches von Diego de Landa entdeckte er die Lange Zählung, die Benutzung des Vigesimalsystems (Berechnungen auf der Basis von zwanzig), den 260-Tage-Kalender der Maya (tzolkin) und den Venuskalender der Maya.

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