Palenque war eine der bedeutendsten Mayahauptstädte. Lange Zeit lag die Geschichte von Palenque (span. »Befestigte Häuser«) völlig im Dunkeln. Man wußte zwar, daß dieser Ort bereits vor der Zeitenwende, also in präklassischer Zeit, bewohnt war, aber seinen Höhepunkt nicht vor dem 6. Jh. n.Chr. erlebte. Durch die Entzifferung der Hieroglyphenschrift, ist uns ein Teil der Geschichte Palenques bekannt geworden. Die große Stunde Palenques scheint nach den Krisen im südlichen Maya-Tiefland gekommen zu sein.
Nach den Inschriften begann die Geschichte der Dynastie von Palenque am 11.3.431. An diesem Tag bestieg Bahlum-Kuk (Jaguar-Quetzal) 34jährig den Thron. Durch die Hieroglyphen auf 3 riesigen Steinplatten im Tempel der Inschriften und an anderen Orten ließ sich eine 10 Generationen umfassende Dynastiegeschichte von Palenque rekonstruieren. Pakals Thronübernahme (im Alter von 12 Jahren) datiert im Jahr 615. Er erbte den Thron von seiner Mutter, regierte 68 Jahre lang und wurde im Tempel der Inschriften begraben. Nach ihm folgte sein Sohn Chan-Bahlum II. Bei seinem Tod, fiel die Macht an seinen jüngeren Bruder K'an Xul II., der damals 57 Jahre alt war. Unter diesen drei Herrschern erlebte Palenque seine Blütezeit. Daran schlossen sich die kurzen und vielleicht unterbrochenen Regierungsperioden dreier Herrscher an. Das letzte aufgezeichnete Datum eines Thronantrittes aus dem Geschlecht Pakals fiel dann in das Jahr 799.
Da Pakal (Schild), und damit auch sein Sohn Chan-Bahlum, väterlicherseits keinen Herrschaftsanspruch anmelden konnten, mußten sie die Abweichung von der normalen Thronfolgeregelung auf irgendeine plausible Weise legitimieren. So griffen sie in kühner Weise auf den Schöpfungsmythos der Maya zurück, indem sie den Anspruch erhoben, Wiedergeburten mythologischer Wesen zu sein, die bei der Erschaffung der gegenwärtigen Welt eine Rolle gespielt hatten. Auf Pakal, der in der Krypta der Pyramide der Inschriften bestattet wurde, folgte 132 Tage nach seinem Tode sein 48 jähriger Sohn Chan- Bahlum, der 18 Jahre lang regierte. In seinen berühmten Bauwerken östlich des väterlichen Begräbnistempels führte Chan- Bahlum die Argumentation, mit der er seinen von Pakal ererbten Herrschaftsanspruch erhärtete, noch weiter aus. Er vergöttlichte seinen Vater, dessen Pyramide er zu Ende bauen ließ, beschrieb darauf die Vorgänge bei der Erschaffung der Welt und zeigte, wie diese durch den Wechsel von einer alten zu einer neuen Erbfolgeregelung in Palenque nachvollzogen wurde. Die Zeremonien, mit denen u.a. seine Einsetzung zum Herrscher und die Einweihung der Tempel selbst feierlich begangen wurden, werden in diesen Inschriften als eine Art Neuauflage der Erschaffung der gegenwärtigen Welt durch die Götter, die seine Vorfahren sind, beschrieben. Chan Bahlum starb 702 n. Chr., K'an Xul wurde 53 Tage später mit bereits 57 Jahren Herrscher.
Während der Regierung K'an Xuls scheint das Reich von Palenque seine größte Ausdehnung erreicht zu haben, mußte dann aber seinen stärksten Rückschlag hinnehmen. K'an Xul veranlaßte den Bau des N-Traktes des Palacio. Bei Grabungsarbeiten fand man hier eine große Steinplatte mit der Darstellung einer Inthronisation und einem langen hieroglyphischen Text. Dieser beschreibt die Regierungszeiten vergangener Herrscher und stellt offenbar K'an Xuls Amtsübernahme im Beisein seiner Mutter dar. Eine Relieftafel aus Toniná, die, dort völlig unüblich, im Reliefstil von Palenque gearbeitet ist, macht deutlich, daß K'an Xuls Schicksal eine unglückliche Wendung nahm. Sie zeigt eine zurückgebeugte Figur, die aufgrund der 3 Glyphen auf dem rechten Oberschenkel eindeutig identifiziert werden kann. Offenbar war K'an Xul bei einem militärischen Schlag gegen Toniná, der zur Einbringung neuer Opfergefangener dienen sollte, selbst in Gefangenschaft geraten und schließlich geopfert worden. Vermutlich mußte ein Steinmetz aus Palenque als bes. Tributleistung das Schicksal seines unglücklichen Herrschers in Stein bannen. Mit dem Tod K'an Xuls begann der allmähliche Niedergang von Palenque, und Daten nach 799 sind nicht mehr überliefert. Später wurde der Ort verlassen. Der Grund liegt noch im Dunkeln und wird wohl nie ganz geklärt werden. Vielleicht wurden sie von einem von der Golfküste her eingedrungenen Volk überfallen und vertrieben. Für diese Annahme spricht die Tatsache, daß Votiväxte gefunden worden sind, die der Tajín-Kultur zuzuordnen sind. Die Stätte geriet völlig in Vergessenheit und wurde vom Regenwald überwuchert. Die spanischen Eroberer entdeckten sie nie.
Der ursprüngliche Name der Stadt ist nicht bekannt. Den Namen Palenque gaben ihr die Spanier in Anspielung auf die hölzernen Einfriedungen, die die Behausungen der Indianer umgaben.
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