9. Tag: 11.9.2004 (Samstag) - Washington

Im Pennsylvania Hotel hatte ich einen Express-Checkout über den Fernseher gemacht, da ich nichts bezahlen musste. Ansonsten hätte ich mich an eine elend lange Schlange anstellen müssen.

So war ich auch sehr früh am Bahnhof. Ich wollte mit dem Zug um 11:05 Uhr nach Washington fahren, hätte aber problemlos noch den Zug, der eine Stunde früher fuhr erreicht, da er 30 Minuten Verspätung hatte. Kurz hatte ich mir überlegt, ob ich vielleicht doch den früheren Zug nehme, nahm dann davon aber doch wieder Abstand, als ich die Menschenmassen sah, die da rein wollten. Die halbe Stunde auf meinen Zug konnte ich dann auch noch warten.

Meine größte Angst war, dass ich den schweren Koffer in die Gepäckablage wuchten muß, aber diese Angst hat sich in Luft aufgelöst, als ich sah, dass am Wagoneingang genügend Platz war, den Koffer einfach hinzustellen. Vorausschauend hatte ich mir noch einen dicken Pullover griffbereit in den Rucksack gesteckt, den ich dann auch brauchte. Im Zug war es ar***kalt. Als ich in Washington aus dem Zug stieg, brauchte ich ca. eine halbe Stunde bei 25°C um wieder aufzutauen.

Capitol
Capitol im Sonnenschein (43 kB)

Capitol
Erster Blick auf das Capitol (60 kB)

Capitol
Baustelle Capitol (54 kB)

Der Bahnhof machte einen sehr sympathischen Eindruck, schön groß, mit Geschäften und Snackläden. Später sah ich das im Untergeschoß ein großer Food Court angesiedelt war. Damit waren die Mahlzeiten gerettet. Wie üblich kaufte ich mir erst einmal einen Stadtplan. Ich fand wieder so einen Hosentaschenstadtplan auf dem auch die Straße drauf war, in der mein Hotel stand. Hätte ich genauer hingesehen, hätte ich auch den Namen des Hotels dort entdeckt. So bin ich einen ziemlichen Umweg gelaufen.

Das Red Roof Inn, mein Hotel in Washington, war ein riesengroßer Unterschied zum Pennsylvania Hotel in New York: Endlich mal wieder ein helles Zimmer und ein nettes Bad.

Ich habe noch einen kleinen Ausflug in die Innenstadt gemacht und einen ersten Blick auf das Capitol und die Umgebung geworfen.

10. Tag: 12.9.2004 (Sonntag) - Tagesausflug nach Richmond

Da das Museum in Richmond Montag und Dienstag zu hat, mußte ich schon Sonntag dorthin fahren. Ich bin um 5:30 Uhr aufgestanden, da mein Zug nach Richmond 7:30 Uhr fuhr. So war ich auch früh genug am Bahnhof, um noch eine Kleinigkeit zu frühstücken. Auf dem Bahnhof gab es einen Laden bzw. Stand von "Bon au Pain" (oder so ähnlich). Die scheinen an der Ostküste ziemlich verbreitet zu sein und haben leckere Kuchen. Mein Favorit war Cheese Danish.

Im Rückblick muß ich sagen: Das war ein Tag! Am Anfang dachte ich ja noch, ich hätte Glück gehabt, aber dann....

Im Zug erzählte mir der Schaffner, dass Richmond nun zwei Amtrak-Stationen habe und die zweite - "Main Street" - wäre mitten in Downtown. Also bin ich natürlich da ausgestiegen. Die erste Station - "Staple Mills" - lag meinem Gefühl nach, auch ziemlich weit von der Innenstadt entfernt. Da hätte ich sicher große Probleme gehabt, zum Museum zu kommen, insbesondere da sonntags Busse auch nur sehr selten fuhren. Als ich ausstieg war ich von dem Bahnhof ziemlich enttäuscht. Da gab es nichts, nichtmal einen Zeitungskiosk, wo ich mir einen Stadtplan hätte kaufen können.

Ich bin erst einmal einfach losgelaufen und war geschockt. Ich hatte das Gefühl die Stadt ist tot. Ok, in Europa hat man in den Städten am Sonntagmorgen auch das Gefühl, aber ich war wahrscheinlich von New York und Vancouver geblendet und dachte in Nordamerika gibt es kein Wochenende.

Nach ziellosem rumgelaufen habe ich dann zufälligerweise eine Tankstelle gefunden, wo ich mich mit Wasser eindecken konnte, ein paar Süßigkeiten und einen Stadtplan gekauft habe. Dann habe ich erstmal das Virginia Museum of Fine Arts gesucht. Mann, war das weit weg. Buslinien waren in dem Plan leider nicht eingezeichnet und an den Bushaltestellen an denen ich vorbei kam, war, wenn man Glück hatte, nur die Nummer des Busses zu sehen, der dort halten sollte. Das war nicht so richtig nützlich. Also bin ich gelaufen.

Main Street
Im Bahnhof "Main Street" (53 kB)

Washington Denkmal
Washington Denkmal (54 kB)

Stadtplan
Plan der Innenstadt (76 kB)

Unterwegs fiel mir ein, dass mein Zug zwar 15:05 Uhr zurück nach Washington fuhr, ich aber nicht wußte von welchem Bahnhof. Ein Blick auf den Fahrschein sagte mir natürlich "Staple Mills" -- Verdammt, dann müßte der Zug ungefähr 14:30 Main Street sein. Also Beine in die Hand und auf zum Museum!

Ich war kurz vor 13:00 Uhr da und habe für den Weg 1 1/2 h gebraucht. Das wird knapp. Im Museum habe ich gefragt, ob sie präkolumbische Kunst haben. Auf dem Lageplan zeigte mir die Frau vom Museum die amerikanischen Abteilungen. Eintritt brauchte man nicht zu bezahlen, es wurde aber um eine Spende von $5 gebeten. Im ganzen Museum habe ich nur eine Vitrine mit einer Maya-Keramik, zwei Mocheköpfen und etwas südamerikanischem Gold gefunden. Und deswegen mache ich den ganzen Aufriß. Da habe ich mich schon ein wenig geärgert. Ich bin dann auch recht schnell wieder raus aus dem Museum. Insgesamt war ich wahrscheinlich nicht länger als eine viertel Stunde drin.

Zum Bahnhof zurück bin ich in einem Affentempo. Diese Geschwindigkeit hätte mir bei einer Weltmeisterschaft der Geher sicher einen Platz unter den ersten drei gesichert. Für den Rückweg habe ich dann nur 50 Minuten gebraucht.

Und dann hält dieser verdammte Zug noch nicht mal in der Main Street Station! Und ich mußte bis 17:30 Uhr warten bis der nächste Zug kam. Zum anderen Bahnhof hätte ich es höchstwahrscheinlich noch nicht mal mit dem Taxi geschafft, schon allein deswegen weil keins vor dem Bahnhof stand.

Der Zug kam dann auch noch mit 20minütiger Verspätung, so dass ich für diesen Tag echt die Schnauze voll hatte. Zusätzlich hat sich der Schaffner dann noch bei mir beschwert als er meinen Fahrschein kontrolliert, dass ich die falsche Station eingestiegen bin. Er meinte, das wäre bestimmt ein anderer Tarif. Ich kam gar nicht dazu zu sagen, dass das keine Rolle spielt, da ich ja einen Railpass habe. Er wollte das gar nicht wissen.

Ich kam nach 21:00 Uhr in Washington an, draußen war es schon dunkel und zu meinem Entsetzen war der Food Court im Bahnhof schon geschlossen. Ich habe den ganzen Tag von dem Cheese Danish vom Frühstück und von zwei Schokoriegeln aus der Tankstelle gelebt. So mußte ich mir weitere Süßigkeiten und was zu trinken aus dem Automaten ziehen. Ich hatte ziemlichen Hunger. Die Straßen waren hell erleuchtet, so fühlte ich mich auf dem Weg zum Hotel erstmal auch nicht unwohl. Erst als ich 5mal hintereinander auf einer relativ kurzen Strecke dumm angemacht wurde (3mal von Bettlern und 2mal von bekifften Jugendlichen, wobei ich wegen dem Slang nicht verstanden habe, was sie denn eigentlich zu mir sagten -- es klang aber nicht sehr freundlich) war mir dann doch sehr mulmig. Nach dieser Erfahrung bin ich dann auch später abends nicht mehr rausgegangen. In New York bspw. war das überhaupt kein Problem.

Mehr Fotos zu Richmond findet man im Fotoalbum.

11. Tag: 13.9.2004 (Montag) - Washington

Ich bin früh erstmal zum Flughafen gefahren. Einerseits wollte ich die inneramerikanischen Tickets bestätigen lassen, andererseits wollte ich wissen, wie lange ich denn zum Flughafen brauchen würde. Ich habe allerdings mit der Metro erst einmal eine kleine Rundfahrt gemacht, da ich in die falsche Linie eingestiegen bin. Die Metrostationen in Washington DC sehen aus wie Bunker oder unterirdische Katakomben. Alles ist sehr dunkel und die Architektur ist auf allen unterirdischen Bahnhöfen ziemlich ähnlich.

Da üblicherweise Museen montags geschlossen haben, habe ich mir an diesem Tag die Sehenswürdigkeiten Washingtons angesehen. Zuerst bin ich zum Capitol gelaufen und von dort weiter zur Mall, quasi die wichtigste Straße in Washington. Dort habe ich auch das Native American Museum gesehen, leider nur von außen. Die Architektur ist sehr beeindruckend und auf der Mall wurde gerade das Fest zur Eröffnung des Museums vorbereitet. Und ich war nicht dabei, weil ich zu dem Zeitpunkt schon in einer anderen Stadt war. Das war schon sehr traurig!

Nationaler Weihnachtsbaum
Der nationale Weihnachtsbaum (36 kB)

Lincoln Monument
Lincoln Memorial (42 kB)

Washington Monument
Washington Monument und Reflecting Pool (39 kB)

Ich bin dann Richtung Washington Monument gelaufen, das am Ende der Mal stand. Ganz nah ran konnte man nicht, da drumherum gebaut wurde. Von dort aus ging es zum Weißen Haus. Derzeit kann man es nur von einer Seite durch den Zaun besichtigen. Es wird immer noch weiträumig abgesperrt. Ich habe auch den nationalen Weihnachtsbaum bewundert! Von dort aus ging es zum Lincoln Monument und Arlington Memorial Bridge. An der Metrostation Arlington Cemetery bin ich wieder in den Untergrund verschwunden. Die Monumentalbauwerke und Denkmäler erinnerten mich doch ziemlich an meine DDR-Zeit. Eine Gedenkstätte für den unbekannten Soldaten findet man nicht nur in Berlin-Pankow sondern auch in Washington DC und sehen sogar ziemlich ähnlich aus.

Washington macht auf mich den Eintrug, als ob das eine Stadt ist, in der man arbeitet und die Touristen besuchen, aber nicht in der man lebt. In der Innenstadt gibt es kaum Geschäfte und ich hatte unterwegs Schwierigkeiten, Wasser aufzutreiben.

Am späten Nachmittag habe ich mich dann in der Umgebung meines Hotels umgesehen und mitbekommen, dass es am Anfang von Chinatown ist. Ich habe dann sogar einen Shop gefunden, der 24h offen hat. Schade, das ich ihn nicht schon am gestrigen Tag gesehen hatte.

12. Tag: 14.9.2004 (Dienstag) - Washington

Ich bin wieder sehr früh aufgewacht und war deshalb auch wieder sehr früh unterwegs. Gegen 9:00 Uhr war ich an der Mall und wußte nicht was ich machen sollte, da die Museen noch zu hatten. So habe ich mich auf eine Parkbank gesetzt und den armen Joggern zugesehen. Es sieht so aus, als ob Jogging in den USA eine Volkskrankheit ist. Als Fußgänger hat man da manchmal das Gefühl, im Weg zu sein.

Auf dem Washingtoner Stadtplan habe ich ein Museum of the Americas entdeckt, von dem ich vorher noch nichts wußte. Da wollte ich unbedingt reinschauen. Als ich aber davor stand, konnte ich lesen, das es bis zum 15.9.2004 geschlossen war. So ein Pech! Ich hoffte, dass wenigstens Dumbarton Oaks offen hatte.

Smithsonian's National Museum of the American Indian
Smithsonian's National Museum of the American Indian (46 kB)

Smithsonian's National Museum of the American Indian
Smithsonian's National Museum of the American Indian (57 kB)

Weiße Haus
Weiße Haus (47 kB)

Um zum Dumbarton Oaks zu kommen, mußte ich durch Georgetown wandern. Das Stadtviertel hat mir sehr gefallen. Es gab dort schöne alte Häuser und eine studentische Atmosphäre, da die Georgetown University nicht weit entfernt war. 13 Uhr stand ich vor Dumbarton Oaks und.... es hatte zu. Es machte erst um 14 Uhr auf. Was ist denn das für eine ungewöhnliche Zeit? Um die Zeit zu vertreiben bin ich noch in einem Überrest Wald spazieren gegangen, der sich neben bzw. hinter dem Dumbarton Oaks befunden hat. Das war auch sehr schön. Dann hatte ich mich in einem Park auf die Bank gesetzt und bin doch tatsächlich eingeschlafen, wie eine alte Frau, wie peinlich. Gut, dass ich dort niemanden kannte.

Das Museum selber hat mir sehr gefallen. Es wurden Stücke aus Mesoamerika und den andinen Kulturen vorgestellt, aber jeweils nur ein paar Exponate. Diese wurden aber in einem sehr ansprechendem Ambiente präsentiert. Neben den Aufsichtspersonen laufen dort noch ältere Leute mit Namensschildern rum, die einem unbedingt etwas erklären wollen. Der Eintritt war frei.

Mehr Fotos zu Washington findet man im Fotoalbum.

13. Tag: 15.9.2004 (Mittwoch) - Tagesausflug nach Baltimore

Nach Baltimore bin ich wegen der Existenz des Baltimore Museum of Art gefahren. Der Weg vom Bahnhof zum Museum war ziemlich unheimlich. Ich möchte nicht nachts alleine da langlaufen. Das Wetter war scheußlich. Es goss zwar nicht wie aus Gießkannen, allerdings nieselte es den größten Teil des Tages vor sich hin. Da ich mal wieder viel zu früh da war, hatte das Museum noch zu. Ich guckte mir währenddessen den Campus der Johns Hopkins Universität an. War schon beeindruckend. Von dem Museum selber war ich dann nicht so begeistert. Es war nicht viel, obwohl es quantitativ sicher mehr war als in Dumbarton Oaks. Trotzdem sah es wenig aus und machte auch nicht viel her. Aus fast allen Kulturkreisen Nord-, Mittel- und Südamerikas war was vertreten. Theoretisch durfte man fotografieren, praktisch war es leider fast unmöglich, da die Scheiben so doll spiegelten.

Baltimore Museum of Art
Baltimore Museum of Art (43 kB)

Skulpturengarten
Skulpturengarten neben dem Museum of Art (69 kB)


Inner Harbor (53 kB)

Ich bin dann zum Inner Harbor gelaufen, dem touristischen Anziehungspunkt in Baltimore. Allerdings fand ich ihn recht verbaut. Während des Rückwegs zum Bahnhof bin ich über den Lexington Market gelaufen. Da gab es wieder viele leckere Sachen.

Wäre Baltimore nicht so verregnet gewesen, wäre es wahrscheinlich auch eine recht nette Stadt.

Mehr Fotos zu Baltimore findet man im Fotoalbum.

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