Da es heute in den Dschungel gehen sollte, war früh aufstehen angesagt. 5:45 bin ich aufgestanden und 6:30 Uhr ging es ohne Frühstück los. Frühstück sollte es dann erst im Dschungel geben.
Wir wurden zum Fluss Mayo gefahren und stiegen dort in ein grosses Boot mit einem stotternden Motor, das unterwegs sogar mal kurz liegen blieb. Der Bootsführer hat es aber wieder flott bekommen. Nach ca. 40 Minuten bogen wir in einen Seitenarm ab, der uns nach Tingana führte. Tingana ist ein Naturreservat in der Provinz Moyobamba. Es gibt dort auch eine Lodge, wo man übernachten kann. Nachdem wir uns dort etwas umgeschaut hatten, bekamen wir Frühstück. Für mich war das total exotisch: Neben dem Ei gab es gefüllte, frittierte Manioktaschen. Total lecker. Hätte ich noch mehr von essen können.
Als nächstes stiegen wir in 2 kleinere Boote, die von Einheimischen gepaddelt wurden und dann ging es tiefer in den Dschungel. Neben den vielen Moskitos haben wir auch sehr viele Tiere gehört, aber leider wenig gesehen. Wahrscheinlich waren wir zu laut. Erst kurz bevor wir wieder in Tingana anlegen wollten, sahen wir Affen. Die Führer legten das Boot am Ufer an und führten uns durch den Dschungel in die Nähe des Baumes, wo die Affen sassen. Sie barfuss und leise, ich mit Wanderschuhen stampfte wie ein Elefant hinterher.
Mit ein bisschen Hilfe sah auch ich dann die Affen in den Bäumen sitzen, fressen und von Baum zu Baum springen. Wir sahen Totenkopfäffchen und ein paar Braunrückentamarine. Ich versuchte auch ein paar Fotos. So richtig toll sind die aber nicht geworden, da die Affen zu weit oben sassen.
Nach einem Dschungelmittagessen (Suppe mit Hühnerbein bei mir und Suppe mit anderen Teilen von Huhn bei den anderen) ging es mit dem Boot zurück zu unserem Bus.
Über Serpentinen ging es dann Richtung Chachapoyas. Die Landschaft war atemberaubend. Es ging an sehr steil abfallenden Strassen entlang. Ausserdem bremste der Busfahrer häufig, da Schwellen zu überqueren waren. Das Geschaukele, Hoch- und Runter, sowie das plötzliche Bremsen ist meinem Magen anscheinend nicht so gut bekommen, obwohl ich normalerweise auf Auto- bzw. Busfahrten überhaupt nicht empfindlich reagiere. Auf jeden Fall drehte sich mir schon beim Gedanken an Essen der Magen um, dazu kamen leichte Kopfschmerzen. Deswegen ging ich diesmal nicht mit zum Abendessen.
Trotz Kopfschmerzen wollte ich wenigstens den Hauptplatz von Chachapoyas anschauen und habe dort noch ein paar Nachtaufnahmen gemacht. Aber danach ging es nach einem weiteren anstrengenden Tag, sofort ins Bett.
Für mich gab es heute das erste Highlight der Reise: Kuelap - eine alte Stadt der Chachapoya.
Es ging heute erst um 8 Uhr los. Also konnte man fast ausschlafen. Als ich aus dem Hotel herauskam, sah ich auch schon, warum das Gebiet hier Nebelwald hiess: An den Bergen rings um Chachapoyas hingen tiefe Wolken. Das war ein sehr beeindruckendes Bild.
Es ist vielleicht etwas irritierend, dass die Stadt, in der wir übernachteten, Chachapoyas heisst und die Kultur, zu der die Ausgrabungsstätte Kuelap gehört, auch Chachapoya (aber ohne s am Schluss) heisst.
Ein lokaler Führer fuhr mit uns zusammen dann nach Kuelap. Unterwegs erklärte er etwas die Geschichte der Chachapoyas und wir machten auch ein paar Fotostopps, um noch andere Fundstellen der Chachapoyas wenigstens von weitem zu fotografieren.
Er erzählte, dass ca. 400 n. Chr. mit dem Bau der Festung Kuelap begonnen wurde. Schon 1430 n.Chr. drangen zum ersten Mal die Inkas in das Chachapoya Gebiet ein. Aber erst gegen 1470 wurden die Chachapoyas von den Inkas erobert. Ab 1470 bis zum Beginn der Kolonialzeit 1532 nannte man dann die Kultur in diesem Gebiet Chachapoya-Inka-Kultur. Die Sprache der Chachapoya ist ausgestorben, da durch die Eroberung durch die Inkas, die ursprünglichen Bewohner Quetchua und später, nach der Eroberung durch die Spanier, spanisch sprechen mussten. Auch wie sich das Volk selber nannte, ist unbekannt.
1871 wurde Kuelap entdeckt. Das Hauptmerkmal bei der Bauweise der Chachapoya-Häuser ist, das sie rund sind. 15 Jahre nach Ankunft der Spanier wurde Kuelap verlassen, wahrscheinlich weil die Pest und / oder die Pocken ausgebrochen sind. Deswegen wurden wahrscheinlich auch die Gebäude angezündet, denn man fand eine Kohleschicht. Heute kann man die 5. Bauphase von Kuelap besichtigen, wobei das Oberdorf noch nicht ausgegraben wurde.
Auf dem Weg nach Kuelap konnten wir von weitem einen Blick auf Macro, einer anderen Chachapoaya-Festung werfen, die an den Felsen gebaut war.
In grossem Bogen nährten wir uns dann über eine enge Schotterstrasse und vielen Serpentinen Kuelap. Zeitweise hatte ich das Gefühl, wir kommen unserem Ziel überhaupt nicht näher. Aber nach insgesamt 4 Stunden Fahrt, waren wir auf einmal da. Von dort oben hatte man ein herrliches Bergpanorama. Derzeit ist ein Tourismuscenter in Bau. Es steht schon fast fertig da, es fehlen nur noch die Leute. In der Zwischenzeit haben Einheimische kleine Stände aufgebaut, wo Nippes und was zu Trinken verkauft wird.
Man muss noch einen kleinen Anstieg bewältigen, bevor man den ersten Blick auf die Südspitze von Kuelap, den Südturm werfen kann.
Kuelap ist eine grossartige Ruine. Wir wurden von Lamas begrüsst, die sich in der Ruine befanden. Ausserdem hat man ein rundes Haus nachgebaut. Allerdings wurde uns erzählt, dass das nicht ganz richtig nachgebaut wurde. So ist bspw. das Dach zu steil und zu kurz.
Sehr exotisch fand ich auch den Wald mit den Bromelien auf den Bäumen. Das gab sehr schöne Bilder.
Kurz vor Ende der Besichtigung kam noch ein kleiner Regenguss. Aber das störte mich überhaupt nicht. Kuelap sah da noch geheimnisvoller aus. Allerdings wurden die Wege etwas rutschiger.
Gegen 15 Uhr war die Besichtigung zu Ende. Es gab noch eine weitere Gruppe und ein paar Rucksacktouristen, die Kuelap besichtigten. Die Ruine war somit relativ leer. Das liegt ganz sicher auch an dem wahnsinnig anstrengenden Weg dorthin.
Wir fuhren mit dem Bus wieder die ganze Strecke zurück, machten aber einen Zwischenstopp in Maria, einem kleinem Dorf, und assen dort ein sehr reichhaltiges und schmackhaftes spätes Mittagessen. Ich habe eine frittierte Forelle gegessen, die ausgesprochen gut geschmeckt hat.
Der Guide, den wir hatten, war extrem gut und hat alles sehr anschaulich erklärt.
Wir hatten noch eine wahnsinnig anstrengende Weiterfahrt vor uns, bis nach Cocachimba, wo wir im Dunkeln ankamen. Wir haben noch gemeinsam Abendbrot gegessen bzw. ich habe nur einen leckeren frisch gepressten Ananassaft getrunken, da ich noch satt vom reichhaltigen spätem Mittagessen war.
Die Lodge in Cocachimba war in Sichtweite des Gotca-Wasserfalles und recht naturnah. In meinem Zimmer sammelte sich doch allerlei 4-, 8- bzw. noch mehr-beinige sowie geflügelte Mitbewohner. Einige von diesen Mitbewohnern fand ich dann doch nicht so toll und ging noch auf Spinnenjagd, bevor ich ins Bett ging. Die Spinnen waren erstaunlich flott. Ich hatte gerade eine Spinne verfehlt, die daraufhin auf mich zuraste, als das Licht ausging. Es war stockduster! Ich kam mir vor wie in einem Horrorfilm und konnte meinen Schrei, a la "Scream" nur ganz, ganz knapp unterdrücken. Ich flüchtete allerdings sofort nach draussen, wo es auch absolut duster war. Meine Zimmernachbarin konnte mir aber ihre Taschenlampe leihen, so dass ich weiter auf Jagd gehen konnte. Nachdem alle Spinnen tot oder geflüchtet waren, ging ich ins Bett. Kaum das ich lag, wurde es wieder hell. Anscheinend war es nur ein Stromausfall. Ich dachte ja zuerst, hier werden Punkt 10 Uhr alle Lichter ausgemacht.
Auch am nächsten Morgen musste ich relativ früh raus aus dem Bett. 5:45 Uhr hiess aufstehen. Als ich aus dem Fenster schaute, sah ich ein kleines Paradies. Im Vordergrund einen Swimming-Pool und im Hintergrund die Berge und der Gocta-Wasserfall.
Heute stand auf dem Programm: Wanderung zu dem Gotca-Wasserfall. Über die Hälfte der Reisegruppe hatte keine Lust bzw. medizinische Probleme und blieb im Hotel. Ich wollte unbedingt dahin. Nicht weil ich unbedingt den Wasserfall sehen wollte. Ich wollte wandern und nicht meine Kondition für den Inka-Trail verlieren. Also nutzte ich jede Gelegenheit zum laufen.
Ich fand die Wanderung anstrengend aber auch wunderschön. Insgesamt sind wir hin- und zurück über 18 km gelaufen in ca. 5,5 Stunden. Ich finde das happig!
Das Highlight war natürlich die Überquerung eines Wegabschnittes, der durch Steinschlag zerstört worden war. Bauarbeiter schlugen weiter oben lose Steine ab, um Steinschläge an der Stelle in Zukunft zu vermeiden. Als wir dort ankamen, mussten die Arbeiter eine Zwangspause einlegen, damit an der Stelle Baumstämme hingelegt werden konnten, auf denen wir dann den Abschnitt überquerten. Ich habe nicht nach unten geschaut, sondern nur auf meine Füsse und die Wand neben mir. Als ich endlich drüben war, hat mein Herz wie wild geschlagen. Und auf dem Rückweg mussten wir natürlich wieder da vorbei.
Während der Wanderung hatten wir immer wieder schöne Ausblicke auf den Wasserfall und liefen durch verschiedene Landschaftszonen. Am Anfang liefen wir bspw. durch Sekundärwald später dann durch Primärwald. Wir sahen Papageien, aber leider keine Brillenbären, die sich auch dort rumtreiben sollen. Wir sahen auch noch alte Chachapoya-Mauern unterwegs.
Der Wasserfall ist 771 m hoch und gehört damit zu den höchsten der Welt. Wenn man unten steht, sieht man aber nur den unteren von den beiden Abschnitten.
Wir hatten noch einen lokalen Begleiter dabei, der auch jeweils den Bauarbeitern per Funk unser Kommen angekündigt hat, damit dann die Baumstämme über den Abgrund gelegt werden konnten.
Zurück in der Lodge gab es erstmal Mittagessen bevor es mit dem Bus weiter nach Jaen ging.
In Jaen verliessen wir das Hotel nicht, da unser Reiseleiter meinte, das Jaen gefährlich ist. Man sollte in der Stadt nur ohne Wertgegenstände spazieren gehen, also auch ohne Fotoapparate.
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