Langsam gewöhne ich mich doch glatt an das frühe Aufstehen und schlage beim Frühstück um 4:30 Uhr schon richtig zu. Um 5:15 Uhr fuhren wir dann schon mit dem Bus (wieder) nach Ollantaytambo. Also diese Fahrt war rassig. Der Bus war klein und eng und der Busfahrer ist so um die Ecken gefahren, dass ich zeitweise das Gefühl hatte, der Bus fährt nur noch auf 2 Rädern. Wir alle mussten uns ziemlich festklammern, um nicht vom Sitz zu fallen. Knapp, aber doch pünktlich kamen wir am Bahnhof von Ollantaytambo an.
Wir fuhren mit InkaRail. Das sind nicht die bekannten blauen Wagen sondern eher gräuliche. Es war auch nur ein Wagon. Um 7:20 Uhr fuhren wir los.
Ich hatte zwar einen sehr schönen Platz in der ersten Reihe direkt hinter dem Lokführer und freute mich schon wie ein kleiner Schneekönig auf die wunderbare Aussicht, aber dann kam ein weiterer Bahnbeamter, stellte sich während der ganzen Fahrt neben den Lokführer und ich sah nichts mehr. Leider konnte man auch keine Fenster öffnen, so dass sich Fotos von der schönen Landschaft überhaupt nicht lohnten. Wir kamen an ein paar Ruinen vorbei, u.a. auch an einer namens Patallaqta. So kenne ich jetzt schon 2 Städte mit diesem Namen: Q’engo, das jetzt Patallaqta heissen soll und die Stadt im Urubamba-Tal.
Ich stieg mit zwei anderen Leuten aus unserer Gruppe und unseren lokalen Guide schon am Kilometer 104 aus, um den eintägigen Inkatrail zu starten. Der Rest der Reisegruppe fuhr weiter nach Agua Calientes.
Um 8:30 Uhr liefen wir los und holten uns unseren ersten Stempel im Pass ab. Ausserdem wurden Pässe und Tickets kontrolliert. Nur wenn man sich vorher angemeldet hat, das Kontingent es zu lässt und man bezahlt hat, darf man den Weg entlang wandern.
Wir sind noch keine halbe Stunde gewandert, da kamen wir auch schon an unsere erste Ruine, Chachabamba, die wir ausgiebigst fotografierten. Chachabamba wurde 1942 entdeckt und war wahrscheinlich ein heiliger Platz. Es gab ein Opferplatz auf dem Lamas geopfert wurden und man nimmt an, dass Chachabamba Reisenden als reinigender Platz auf dem Weg nach Machu Picchu diente.
Danach wurde es sehr, sehr anstrengend. Bis zur wunderschönen Ruine Winay Wayna ging es nur berg- und treppauf. Allerdings machten wir regelmässige Pausen. Wir hatten ein gutes Tempo drauf und dadurch das wir relativ früh am Kilometer 104 waren, hatten wir auch jede Menge Zeit, die wir zum fotografieren nutzten.
Winay Wayna sah aus wie ein kleines Machu Picchu, auch mit ganz vielen Terrassen um die Ruinen und ganz wenigen Touristen. Unser Guide, der Archäologie studiert hat und sehr bewandert in der peruanischen Geschichte war, hat uns alles schön erklärt.
Nach Winay Wayna war der Weg sehr viel einfacher und da uns da nicht mehr die Luft zum sprechen fehlte, wie bei den Aufstiegen, konnten wir gemütlich laufen und quatschen, wobei unser Guide uns allerhand aus der Inkageschichte erzählte sowie einige besondere Pflanzen am Wegesrand zeigte und erläuterte.
Am Kontrollpunkt Winay Wayna konnte man sich noch einen Stempel für den Reisepass abholen. Ich habe für diesmal drauf verzichtet.
Das Wetter war zum wandern und fotografieren wie gemacht. Wir durften zwar nicht mit Sonnenschutz sparen und es war auch recht heiss, aber mir macht das wandern so Spass.
Nach ca. 13 km kamen wir dann am sagenhaftem Sonnentor von Machu Picchu an und konnten von Ferne einen ersten Blick darauf werfen. Das war *WOW*! Nach etlichen Fotos näherten wir uns dann der Ruine und konnten in der Nähe des Wächterhäuschens die ersten Postkartenansichten auf unsere Speicherkarten bannen. Leider durften wir nicht in die Ruinen. Ein Wächter hat beobachtet, dass wir vom Inkatrail kommen (man hatte der scharfe Augen) und unseren Guide nicht reingelassen. Unser Guide hat dafür ein paar nicht sehr schmeichelhafte Wörter zum Wächter gesagt.
Völlig geschafft, nahmen wir dann den Bus nach Agua Calientes, wo die anderen aus der Reisegruppe trafen. Sie erzählten, dass sie schon gegen 9:00 Uhr morgens mit dem Zug angekommen sind. Dann haben sie eine 2stündige Wanderung gemacht, bei der sie Machu Picchu etwas von unten sehen konnten. Anscheinend gab es leider keine Möglichkeit vor Ort Eintritsskarten zu kaufen. So mussten sie auf den morgigen Tag warten, bis sie einen richtigen Blick auf Machu Picchu werfen konnten.
Ich hatte an dem Abend noch Anstrengungskopfschmerzen und bin deswegen nicht mit Essen, sondern gleich ins Bett gegangen. Gerade wenn ich viel in der Sonne wandere, kommt das manchmal vor. Mit viel Schlaf ist der Kopfschmerz am nächsten Morgen allerdings meistens weg.
Manchmal hatte ich in Peru das Gefühl, das die Wände eigentlich nur einen Sichtschutz darstellen sollen, als Geräuscheschutz und Wärmedämmung waren sie echt nicht geeignet, da einerseits Fenster nicht richtig zugingen und man andererseits alles auf der Strasse und im Haus hören konnte. Mit Ohrenstöpsel habe ich aber trotzdem sehr gut geschlafen.
Der grosse Tag war da! Endlich, endlich konnten wir Machu Picchu besuchen. Wir durften sogar eine halbe Stunde länger schlafen als gestern, da es Frühstück erst ab 5 Uhr gab. Das war ja fast wie ausschlafen!
Vor den Bussen, die rauf nach Machu Picchu fuhren, waren lange Schlangen. Obwohl es so früh war, hatten gewitzte Geschäftsleute ihre Läden direkt neben der langen Schlange zu den Bussen, schon offen und man konnte noch Wasser und Mückenschutz kaufen, wenn man gewollt hätte. Es ging aber in der Schlange auch erstaunlich flott vorwärts. So waren wir oben, bevor die ersten Sonnenstrahlen Machu Picchu berührten. Wir warteten solange, bis die Sonne über den Berg war, bevor wir mit der Besichtigung starteten.
Haus am Rande der Ausgrabungsstätte
Unser Reiseleiter, der uns schon gestern auf dem Inkatrail begleitete, erklärte uns die Geschichte und die Bedeutung von Machu Picchu. Er erzählte uns auch von den neuesten Forschungsergebnissen, die einige alte Lehrmeinungen über Machu Picchu über den Haufen geworfen haben. So ist Machu Picchu wahrscheinlich nicht die Zufluchtstätte der Sonnenjungfrauen aus Cusco, die nach der spanischen Eroberung geflohen sein sollen. Man kam darauf, weil man überdurchschnittlich viele weibliche Skelette gefunden hatte. Aber es hat sich herausgestellt, dass man sich bei der Geschlechtsbestimmung der Skelette geirrt hatte.
Fast zweieinhalb Stunden wurden wir durch die Ruinen gescheucht und alles wurde erklärt. Dann hatten wir bis 13 Uhr Zeit zur freien Verfügung, die ganz unterschiedlich genutzt wurde. Es wurde das Sonnentor oder das Wächterhäuschen oder die Inkabrücke besucht bzw. einfach so über die Anlage geschlendert und gute Motive gesucht.
Ich bin mit noch jemanden aus der Truppe auf den Huayna Picchu gestiegen, einem Berg der gegenüber von Machu Picchu liegt. Der Aufstieg war sehr anstrengend. Es gab steile Treppen zu erklimmen und kurz vor dem Ziel musste man sogar noch auf allen Vieren durch eine Höhle kriechen, bevor man über eine Leiter den Gipfel ersteigen konnte. Leider hatten wir nicht allzuviel Zeit die tolle Aussicht zu geniessen, da der Aufstieg aufgrund von Stau schon länger als geplant gedauert hat. Auch der Abstieg war nicht einfach, da besonders im oberen Teil die Stufen hoch und schmal waren. Gott sei Dank, gab es ab und zu Stahlseile zum Festhalten. Ich kam total erschossen unten wieder an und bei mir floss der Schweiss in Strömen.
Ich hatte mich eigentlich etwas darüber geärgert, dass wir nur bis 13:00 Uhr Zeit hatten, die Anlage zu erforschen. Im Nachhinein muss ich aber sagen, dass ich nach der Besteigung des Huayna Picchu überhaupt keine Kraft mehr für eine weitere Besichtigung hatte. Auch die anderen sind überpünktlich aus der Anlage raus, da es bei dieser Hitze doch sehr anstrengend ist, immerzu hoch und runter zu laufen.
So waren wir alle pünktlich vor dem Hotel. Und ich hatte sogar noch Zeit mir ein T-Shirt zu kaufen mit “I survived the Inka-Trail”. Was ja auch stimmt… Auch wenn es nur der eintägige Trail war.
Gegen 14:30 fuhren wir wieder mit dem Zug zurück nach Ollantaytambo. Diesmal gab es mehr Wagen. Leider waren die Sitze als Vierertische angeordnet. Das mag ich gar nicht, da man da immer zuwenig Platz für seine Füsse hat. Ausserdem sass noch ein dicker Amerikaner neben mir, der mindestens anderthalb Sitze gebräucht hätte.
Obwohl ich lange Hosen anhatte, haben es diesmal die Mücken in Machu Picchu (oder eventuell auch in Agua Calientes) geschafft, meine Beine zu treffen. Und das waren diesmal Mückenstiche!!! Die waren furchtbar gross, haben furchtbar gejuckt und dazu auch noch gesuppt. Ganz toll und das noch zum Abschluss der Reise.
Nach der Ankunft in Cusco gingen wir alle zum letzten Mal zusammen essen und verabschiedeten unseren Reiseleiter nach 4 Wochen mit einem kleinem Geschenk. Morgen geht es nach Hause.
< 20. - 22. Tag Cusco |
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