6. Tag: 12.5.2013 (Sonntag) - Sipan

Heute stand das nächste Highlight für mich auf dem Programm: Die Besichtung des Grabes des Herrn von Sipan. Ich habe schon so viel darüber gelesen, das ich mich freute, die Ausgrabungsstätte endlich mit eigenen Augen sehen zu können.

Heute war wieder extrem-Frühaufstehing angesagt. Ich bin um 3:45 Uhr aufgestanden, damit wir um 4:30 Uhr losfahren konnten. Am heutigen Muttertag ist das Sipan-Museum in Chiclayo nur bis 12:00 Uhr geöffnet. Da wir dieses Highlight von Peru nicht verpassen wollten, mussten wir ebend früher aufstehen.

Im Bus sind wir alle erstmal wieder in ein kollektives Koma gefallen, mit Ausnahme vom Busfahrer natürlich. Erst als es hell wurde und mir die Knochen vom unbequemen Sitzen weh taten, kam ich wieder zu mir. Wir waren noch in den Bergen, fuhren aber langsam wieder abwärts. Als ich aufwachte, waren wir aber noch so hoch, dass wir in den Tälern unter uns die Wolken sehen konnten. Das war ein beeindruckender Anblick.

Wir sind erstaunlich gut durchgekommen und waren gegen 10:30 Uhr am "Museo Tumbas Reales de Sipán" (Museum der Königsgräber von Sipán) in Chiclayo, das 2002 eröffnet wurde. Eine Führerin zeigte uns das Museum. Es war sehr gut aufgebaut. Zuerst wurde etwas allgemeine Keramik aus allen Lebensbereichen der Moche gezeigt. Dann wurden die einzelnen gefundenen Gräber vorgestellt. Es gab Bilder von den Fundstücken vor der Restauration und die restaurierten Fundstücke. Das war echt beeindruckend. Es wurden auch die Knochen des Herrn von Sipan und des alten Herrschers ausgestellt, sowie nachgebaute Repliken der Gräber, so dass man auch die Lage der Toten sowie die Opfergaben genau sehen konnte. Zum Schluss gab es noch menschengrosse Figuren an denen gezeigt wurde, wie die gefundenen Grabbeigaben getragen wurden. Leider war Fotografieren nicht erlaubt.


Museo Tumbas Reales de Sipán


Huaca Rajada: Grab 8


Huaca Rajada: Grab des Herrn von Sipan

Ein Grossteil der Ausstellungsstücke hatte ich schon im Jahr 2000, anlässlich der Sonderausstellung "Gold aus dem Alten Peru: Die Königsgräber von Sipán" in Bonn gesehen und war damals schon hoch beeindruckt von dieser Ausstellung.

Nach dem Museum gingen wir Mittagessen. Das war eine aufgrund des peruanischen Muttertages eine echte Herausforderung. Fast alle peruanischen Familien wollten an diesem Feiertag auch im Restaurant essen und es bildeten sich lange Schlangen vor dem Restaurant. Nur durch die Beziehungen unserer Führerin bekamen wir doch noch einen Platz.

Nach dem Mittagessen ging es zur Huaca Rajada. 1987 wurden bei der Huaca Rajada noch ungeöffnete Gräber gefunden. Das diese noch nicht von Grabräubern geplündert wurden, war schon eine Sensation. Als man aber die Gräber aufmachte, fand man zum ersten Mal die Überreste eines Herrschers, der mit seinen Konkubinen und sehr viel Keramik und Schmuck bestattet wurde. In Nebengräbern fand man dann noch die Überreste eines Militärbefehlshabers sowie eines Priesters. Die Originale und Nachbauten der Gräber haben wir schon am Morgen in dem Museum gesehen. Jetzt sahen wir die richtigen Gräber, wobei dort Repliken der Grabbeigaben abgelegt wurden.

Bei der Huaca Rajada gab es noch 2 nicht ausgegrabene Pyramiden. Auf die eine konnte man raufsteigen und von dort aus hatte man noch einmal einen schönen Überblick über die Anlage.


Huaca Rajada: Grab des Priesters


Huaca Rajada: Blick von einer Pyramide auf die Gräber


Huaca Rajada: Blick von einer Pyramide zur anderen

Auf dem Weg zu den Pyramiden habe ich heute kurz die Schwerkraft getestet und bin einen Abhang runtergepurzelt. Noch im Fallen hörte ich die Rufe "Oh Gott, die Kamera!!!" und "Pass auf Deine Kamera auf". Als ich endlich unten angekommen bin und mich mühsam wieder aufgerappelt habe, um meine eventuellen Verletzungen zu checken, hörte ich: "Und, wie geht's der Kamera". Männerprioritäten!!!

Also hier noch einmal die offizielle Bestätigung: Der Kamera geht es gut. Danke der Nachfrage. ;-)

Ich selber habe anscheinend mein Knie angeschlagen. Ich schätze, der richtige Schmerz kommt noch. Aber sonst habe ich den Absturz erstaunlich gut überstanden.

Es gab auch noch ein Museum bei der Huaca Rajada, das "Museo de Sitio Huaca Rajada". Aufgrund des Muttertages war es aber leider schon geschlossen als wir ankamen.

Am Abend sind wir dann noch einmal um den Hauptplatz von Chiclayo und haben uns noch die dortige Kirche angesehen. Danach sind wir noch in einen grösseren Supermarkt, um Wasservorräte für den nächsten Tag zu kaufen. Für mich war dann der Tag zu Ende.

7. Tag: 13.5.2013 (Montag) - Chiclayo und Huanchaco

Wir durften heute ausschlafen! Es ging erst um 9 Uhr los.

Mein Knie tat mir vom gestrigen Sturz zwar weh, es hätte aber schlimmer kommen können. Ich bekam im Bus den Sitzplatz ganz hinten an der Seite, da konnte ich meine Beine schön ausstrecken und das Bein schonen. Ausserdem mussten wir heute nicht viel laufen. Dieser Ruhetag bekam dem Knie ganz gut.

Auf unserem ersten Tagespunkt stand: Besuch des Hexenmarkts in Chiclayo. Wenn man als Gruppe über so einen Markt geht, ist man ja immer ein Weghindernis. Das mag ich ja überhaupt nicht. Interessant fand ich die für mich vielen unbekannten Obstsorten, die künstlerisch aufgestapelt wurden. Auch der Umgang mit Fleisch ist nichts für sensible Magen. Es wurden zwar auch Kräuter und Mittel gegen alles verkauft, aber den Markt deswegen gleich "Hexenmarkt" zu nennen, finde ich doch etwas übertrieben. Ob der bei den Einheimischen auch so heisst?


Auf dem "Hexenmarkt" in Chiclayo


Auf dem "Hexenmarkt" in Chiclayo

Dann ging es mit unserem kleinen Bus durch die Wüste an die Küste von Peru nach Huanchaco. Wir assen in einem Fischrestaurant und einige von uns probierten zum ersten Mal Ceviche, eine Art roher Fisch in Zitrone eingelegt. Die ersten Bissen haben mir eigentlich ganz gut geschmeckt, aber auf einmal wurde es zu viel. Das wird auf keinen Fall mein Lieblingsgericht, aber man kann es mal probieren.

Und den Rest des Nachmittages hatten wir frei.

Ich schaute mir mit jemanden aus der Reisegruppe Huanchaco an. Huanchaco ist anscheinend ein kleines Surferparadies, was verständlich ist, wenn man die Wellen sieht. Wir gingen etwas am Strand lang. Er war sehr schön. Leider konnten wir uns am Strand nicht sonnen, da der Himmel ziemlich bewölkt war. So sind wir im Dorf nur etwas spazieren gegangen und sind u.a. zu einer Kirche hochgelaufen. Dort sahen wir einen Friedhof und besuchten auch den. Zurück am Strand fotografierten wir noch jede Menge "Caballito de Totora", Schilffpferdchenboote.


"Caballito de Totora"


Friedhof in Huanchaco


Abendstimmung in Huanchaco

Das war der erste Tag in Peru, an dem das Wetter nicht hervorragend war. Es war grau bewölkt und recht windig. Aber solange es nicht regnete, war ich zufrieden.

Am Abend gingen wir in eine Pizzeria, mit einem Billiardtisch, der von unserem Reiseleiter und ein paar anderen Billiardbegeisterten auch eifrig genutzt wurde.

8. Tag: 14.5.2013 - Moche- und Chimu-Kultur

Heute war zu meiner Freude wieder ein Tag voller Ausgrabungenstätten, die wir besichtigten.

Als erstes fuhren wir zur Huaca del Sol (Sonnenpyramide) und Huaca de la Luna (Mondpyramide) ca. 8 km von Trujillo entfernt. Leider war das Wetter ziemlich bewölkt. Wir haben schon überlegt, unseren Reiseleiter auf der Huaca del Sol dem Sonnengott zu opfern. Aber dann fiel uns ein, das wir ihn eventuell noch brauchen könnten.

Da vorgestern bei der Huaca Rajada das dortige Museum aufgrund von Muttertag geschlossen hatte, gingen wir heute zuerst in das Museo Huacas de Moche (Eintritt S/. 3.00). War sehr schön, es wurden sehr viele Keramiken gezeigt, mit deren Hilfe das Leben der Moche erläutert wurde. Das Museum ist auch erst 3 Jahre alt. Leider durfte man nicht fotografieren. Es gab aber einen Visitor Guide auf englisch zu kaufen.

Danach ging es zur Huaca de la Luna (Mondpyramide), wo man unter bzw. hinter den Lehmziegeln noch alte Mauern mit ursprünglicher Bemalung gefunden hat. Die Farben sind immer noch sehr leuchtend und streckenweise sehr gut erhalten. So ein Fund ist ja der reinste Glücksfall. Der Eintritt zur Mondpyramide kostete S/. 10.00. Von der Mondpyramide hatte man auch einen sehr guten Blick auf die Sonnenpyramide, die fast 500m entfernt ist. Die Sonnenpyramide wurde noch nicht ausgegraben.


Huaca de la Luna: Ai-Apaec


Huaca de la Luna: Cerro Blanco


Huaca de la Luna: Blick auf die Huaca del Sol

Die Huaca de la Luna und die Huaca del Sol bilden zusammen die Huacas de Moche. Zwischen den beiden Pyramiden hat man Wohnviertel gefunden. Man nimmt an, dass Huacas de Moche die Hauptstadt der südlichen Moche war. In der Nähe befindet sich der Fluss Moche. Die spanischen Eroberer waren die ersten, die diese Pyramiden nach der Sonne und dem Mond benannt haben, da sie annahmen, das diese Bauwerke von den Inkas zu Ehren ihrer Hauptgötter, der Sonne und dem Mond gebaut wurden. Die Sonnenpyramide ist heutzutage ca. 40 Meter hoch und an ihrer Basis 340m lang und 160m breit. Es wurde ausgerechnet, dass zu ihrem Bau ca. 140 Millionen Adobe-Ziegel gebraucht wurden.

Vor der Huaca de la Luna gab es ein paar Händler und neben einem Buch über die Moche kaufte ich auch noch einen kleineren Moche-Kopf für nur S/. 10.00.


Huaca de la Luna: Nordfassade


Huaca de la Luna: Nordfassade

Danach fuhren wir nach Chan Chan, der Hauptstadt des Chimu-Reiches, einer Nachfolgekultur der Moche. Chan Chan wurde aus Lehmziegeln erbaut und war mit ca. 24 Quadratkilometer um 1300 eine der grössten Städte der Welt. Heute sind nur noch ca. 14 Quadratkilometer übrig. Wir haben nur den sogenannten Tschudi-Palast besichtigt, der nach dem Schweizer Forscher  Johann Jakob von Tschudi benannt wurde. Dieser Bereich wurde restauriert und zur Besichtigung frei gegeben. Im Jahre 2006 entschied das Instituto Nacional de Cultura den Tschudi-Palast in NikAn umzubenennen. Das heisst "Zentrum des Hauses" in der Muchic-Sprache. Der NikAn Komplex (Früher Tschudi-Palast) ist 444m lang, 303m breit und hat 10 bis 12 m hohe Mauern. Durch seine Grösse und die Höhe der Wände, fühlte ich mich wie in einem Labyrinth. Ich habe sehr schnell die Orientierung da verloren.


Chan Chan: Korridor der Fische


Chan Chan: Räume


Chan Chan: Mauernischen mit (nachgemachten) Holzfiguren

In Can Chan hat der Sonnengott anscheinend auch unser Flehen erhört und hat ein wenig die Sonne rausgelassen.

Zum Abschluss des Tages fuhren wir noch nach Trujillo, wo wir ein bisschen in der Stadt rumliefen. Wir haben auch mal wieder Geld besorgt, endlich Briefmarken gekauft und dann noch Vorräte für unser morgiges Picknick.


Trujillo: Plaza de Armas


Trujillo

Den Rest des Abends hatten wir dann frei.

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