3. Tag: 5.8.2012 (Sonntag) - Fahrt nach Banff

Mein Bus fuhr erst 12:45 Uhr Richtung Banff. So konnte ich ausschlafen und noch herumtrödeln. Trotzdem bin ich schon gegen 10 Uhr losgelaufen.

Der Greyhound Bahnhof von Calgary sieht irgendwie alt und verwahrlost aus. Sehr viele Schliessfächer sind „Out of Order“. Die Monitoranzeigen über den Gates funktionierten auch nicht. Da an drei verschiedenen Gates dran stand, dass der Bus nach Banff fuhr, habe ich mich strategisch so hingesetzt, dass ich alle 3 Gates im Auge behalten konnte und somit reagieren konnte, sobald sich dort irgendwas tat. Gott sei Dank, hatte ich meine Jacke griffbereit, denn der Bahnhof war gut runtergekühlt, obwohl – oder gerade weil – es draussen weit über 25°C war.

Vor „meinem“ Bus fuhr ein Bus Richtung Toronto. Dort wurden alle Passagiere noch einem Security-Check unterzogen. Das ganze Handgepäck wurde kontrolliert. Als „mein“ Bus dann aufgerufen wurde, durften wir ohne Kontrolle des Handgepäcks einsteigen. Komisches System!

Obwohl der Bus voll war und ich in der Einsteigeschlange recht weit hinten stand, habe ich wieder einen Fensterplatz erobert. So macht das Reisen Spass! Auch der Bus war sehr gut gekühlt, so dass ich meine Jacke anliess. Unterwegs hatte ich schöne Aussichten auf die immer näher kommenden Rocky Mountains.

Als ich in Banff ausstieg, bekam ich fast einen Schlag – einen Hitzeschlag. So schnell konnte ich meine Jacke gar nicht ausziehen, wie mir das Wasser den Rücken runterlief. Es müssen um die 30°C gewesen sein. Nach so einem Tiefkühlbus ist das ein ziemlicher Schock.

Das Hotel war nicht weit von der Greyhound Station entfernt, die auch gleichzeitig die Station für den Rocky Mountaineer war. Unterwegs sah ich noch einen Safeway. Somit war auch meine Nahrungsversorgung gesichert.

In das Hotel einchecken hat wieder prima geklappt und am Nachmittag habe ich noch Banff besichtigt und einen kleinen Einkaufsbummel gemacht. Dabei habe ich mir bei dem Wetter (über 30°C) Winterhandschuhe gekauft.

Ausserdem habe ich das “Buffalo Nations Luxton Museum” besucht, das in einem (nachgebauten?) Fort residierte. Es stellte das frühere Leben der dort ansässigen Indianer, den Stoney, vor, die u.a. auch Bisons jagten. Es gab ein paar nachgestellte Szenen aus dem Leben der Stoney, allerdings mit den hässlichsten Puppen, die ich seit langem gesehen habe. Dazu kamen noch ein paar Vitrinen, in denen Kleidung und Alltagsgegenstände ausgestellt wurden. Ein kleiner Geschenkeshop war dem Museum angeschlossen.


Banff: Wegweiser an der Railway Station


Banff: Mit Berg


Banff: Noch ein Berg

4. Tag: 6.8.2012 (Montag) - Banff

Ich hatte ein Hotel mit Frühstück erwischt. Aber das Frühstück war nicht so berauschend.

Ich bin gleich nach dem Frühstück zur „Sulphur Mountain Gondola“ gelaufen. Das waren fast 5 km immer an der Strasse entlang. Wobei ich da häufig von Mücken, ach was sag ich, Mosquitos bzw. Jumbo-Mosquitos angegriffen wurde. Im Wald war das noch schlimmer. Mit der Seilbahn, für die ich für Hin- und Zurück über $30 gezahlt habe, bin ich dann auf den Sulphur Mountain gefahren. Ich hätte auch hochwandern können, aber dazu hatte ich keine Lust.


Banff: Blick auf Banff vom Sulphur Mountain


Banff: Squirrel auf dem Sulphur Mountain


Banff: Gondelstation auf dem Sulphur Mountain

Von oben hatte man sehr schöne Aussichten auf die Berge und auf Banff. Es war aber, trotz der frühen Tageszeit, schon ziemlich überlaufen. Als ich wieder runterkam, war die Schlange vor der Seilbahn auch doppelt so lang, wie beim Hochfahren. Das scheint eine der wichtigsten touristischen Attraktionen von Banff zu sein.

Im Gift-Shop der Seilbahn kaufte ich mir dann ein Mückentötolin, "designed for canadian mosquitos". Zusammen mit dem Sonnenschutz Faktor 50, waren meine Arme, mein Gesicht und mein Nacken jetzt so präpariert, dass ich aufpassen musste, dass keine Mücke dort kleben blieb. Aber ich traute mich in den Wald und kam am „Fairmont Banff Springs Hotel“ raus, dass wie ein Schloss aussieht.

Von dort bin ich eher zufällig auf den „Bow Falls Trail“ gestossen, der mich zu einem kleinen Wasserfall des Bow River führte. Dann lief ich am Bow River zurück, Richtung Banff, um meine Jacke und meinen langen Pullover im Hotel abzulegen, von denen ich gedacht habe, dass ich sie vielleicht auf dem Sulphur Mountain gebrauchen könnte, was nicht der Fall war.

Vom Hotel bin ich wieder Richtung Bow River gelaufen, um diesmal von der anderen Uferseite das Wasserfällchen zu sehen. Von dort aus lief ich dann auf dem Hoodos Trail weiter.


Banff: Fairmont Banff Springs Hotel


Banff: Bow Falls

Insgesamt bin ich heute knapp über 21 km gelaufen. Grosse Tiere habe ich nicht gesehen. Das grösste Tier war eine Eichhörnchenart auf dem Sulphur Mountain.

Mit schmerzenden Füssen bin ich gegen 17 Uhr wieder im Hotel eingetroffen.

5. Tag: 7.8.2012 (Dienstag) - Banff - Ausflug zum Columbia Icefield

Für heute hatte ich einen Ausflug zum Columbia Icefield gebucht. Der Bus holte mich (und andere) kurz nach 8 Uhr ab und brachte mich zum Brewster Depot, wo die Leute auf die Busse zu ihren Ausflügen verteilt wurden. Ich eroberte wieder einen Fensterplatz und, zufälligerweise, für die Hinfahrt auf der richtigen Seite.

Ich war über die Abfolge des Ausflugs gar nicht richtig informiert und somit freudig überrascht, dass es ein paar Zwischenstopps geben sollte.

Der erste Zwischenstopp war der Lake Louise und ich konnte mir schon mal einen ersten Eindruck verschaffen, wie lange ich am Donnerstag von der Greyhound Station zum See laufen muss. Der See mit dem Victoria Gletscher im Hintergrund ist wahnsinnig schön und wahnsinnig überlaufen, da hier ganze Busse abgeladen werden.


Lake Louise


Bow Lake mit Bow Gletscher


Peyote Lake

Wir fuhren dann auf dem Icefield-Parkway in Richtung Jasper und machten als nächstes am Crowfoot-Gletscher Halt. Dann kamen wir an den nächsten See. Eventuell war das der Bow Lake, bevor wir den Peyto Lake erreichten, der durch seine türkise Farbe berühmt ist. Dort hatten wir dann auch einen 20 minütigen Aufenthalt, den ich zur einer hastigen Wanderung nutzte, um etwas von den Menschenmassen wegzukommen. Leider wurde das Wetter langsm schlechter, die Wolken immer dichter und grauer.


Auf dem Athabasca Gletscher


Ice Explorer


Athabasca Gletscher

Dann erreichten wir den Athabasca Glacier, der zum Columbia Icefield gehört. Dort durften wir uns, wenn wir wollten, was zum Mittag holen. Ich wollte nicht. Nach ca. 50 Minuten ging es dann mit einem Shuttle-Bus zu den „Ice Explorer“. Das waren Busse mit Riesenrädern. Damit wurden wir über Geröllfelder bis zum Gletscher gefahren und durften dort auch aussteigen. Soviele Leute, wie da unterwegs waren, ist das sicher ein Riesengeschäft für Brewster. Danach ging es auf dem Icefield Parkway wieder zurück.


Kleiner Gletscherwasserfall

Unterwegs haben wir sogar 2 Schwarzbären gesehen. Der eine verschwand recht schnell im Wald, der zweite liess sich beim Beeren essen aber überhaupt nicht stören und fotografieren. Da wir aus Sicherheitsgründen im Bus bleiben mussten - was mein vollstes Verständnis hatte - sind meine Bärenbilder leider überhaupt nicht toll geworden. Es gab aber durchaus Autofahrer, die ihr Auto verlassen haben, um näher an den Bären ranzukommen und Fotos zu schiessen. Das fand ich sehr leichtsinnig.

Mir hat die Fahrt auf dem Icefield Parkway sehr viel besser gefallen als das "Rangekarrt-werden" auf den Gletscher. Bedauert habe ich es nur, das ich nicht an jedem Aussichtspunkt halt machen konnte.

6. Tag: 8.8.2012 (Mittwoch) - Banff

Für heute habe ich mir ein Fahrrad ausgeliehen, um 2 Touren damit zu machen.

Nachdem ich gesagt habe, dass ich vorzugsweise auf Strassen fahre, habe ich ein Citybike bekommen, das sicher keinen Schönheitswettbewerb gewonnen hätte. Es hatte aber einen grossen Pluspunkt: einen extrabreiten, gemütlichen Sattel. Dafür hatte es kein Licht, keine Klingel, keinen Gepäckträger und keine Schutzbleche.

Mein erstes Ziel waren die Vermilion Lakes. Es gab aber ein grosses Problem: Für dieses Gebiet gab es eine Bärenwarnung. Ich hatte mich gestern nochmal im Visitor Centre erkundigt, ob das auch für die Strasse gilt und sie meinte, mit Bike wäre es kein so grosses Problem. Also bin ich laut pfeifend (eine Klingel hatte ich ja nicht), immer nach allen Seiten Ausschau haltend und mit klopfenden Herzen an diesen Seen vorbeigefahren und habe auch angehalten, um Fotos zu machen. Leider war das Wetter nicht toll und der Himmel war grau in grau. Das versaute ein wenig meine tollen Bergsee-Bilder.

Ich war froh als ich aus dem Bärengebiet wieder draussen war und machte eine kleine Rast an der Greyhound Station. Der Himmel wurde immer grauer und ich immer deprimierter. Bei so einem Wetter macht das Fahrradfahren nicht so viel Spass. Und während ich da sass und ein wenig las, fing es auf einmal sehr stark zu regnen an. Da hatte ich ja unglaublich Glück, dass ich an einem trockenen Plätzchen sass. Und schon während des Regens fing die Sonne wieder an zu scheinen.

Sobald es aufgehört hatte zu regnen, sah man auch wieder blauen Himmel und mit neuem Mut machte ich mich auf, zum zweiten Teil meiner Fahrradtour, zum Lake Minnewanka.

Banff hat die Fahrradwege sehr gut ausgebaut und ich konnte auf einem extra Weg, neben einer vielbefahrenen Strasse gemütlich vor mich hin fahren. Der Fahrradweg führte mich zum ersten Zwischenziel, den Cascade Ponds, eine sehr schöne Seenlandschaft, die zum Baden einlädt. Danach ging es auf einer einfachen Landstrasse weiter Richtung Lake Minnewanka. Das war eine sehr schöne Strecke mit einem schönen Panorama, aber recht hügelig.


Toller Ausblick auf der Fahrradtour

Am See Minnewanka machte ich einen kleinen Spaziergang bis zum Eingang des Stewart Canyons. Ab dort war wieder Bärengebiet.

Mit dem Fahrrad ging es weiter zum Two Jack Lake und von dort wieder Richtung Cascade Ponds. Das war eine richtig schöne Rundfahrt.

Da das Wetter nun besser war, machte ich mich noch einmal auf den Weg zu den Vermilion Lakes. Jetzt waren auch mehr Leute als am Morgen unterwegs und ich war auch nicht mehr so aufmerksam bzgl. Bären. Ich habe noch ein paar Bilder geschossen, die durch die Wolken und die Sonne jetzt sehr viel besser aussahen als am Morgen.


Cascade Ponds


Lake Minnewanka


Vermilion Lakes

Danach fuhr ich wieder nach Banff und gab zufrieden das Fahrrad wieder ab. Ich bin fast 60 km gefahren und es hat mich $35 für den ganzen Tag gekostet. Nachdem es am Anfang des Tages noch recht düster aussah, wurde es schlussendlich doch ein wunderschöner Tag.

7. Tag: 9.8.2012 (Donnerstag) - Banff - Ausflug nach Lake Louise

Heute Morgen ging es mit dem Greyhound noch einmal nach Lake Louise. Als ich das Hotel verliess, sah ich wie ein Hirsch gerade die Strasse überquerte, während ein zweiter Hirsch sich die Blumenrabatten des Hotels schmecken liess. Und obwohl viele Menschen stehen blieben und Fotos schossen, liess der Hirsch sich davon nicht beeindrucken. So nah kommt man Rotwild noch nicht mal im Zoo.

Angeblich sollte der Bus 9:30 abfahren, kam aber erst gegen 10:00 Uhr an und fuhr dann erst gegen 10:25 Uhr ab. Also fast eine Stunde Verspätung, die mir dann bei der geplanten Wanderung fehlte. Gegen 11:15 Uhr war ich dann in Lake Louise.

Von der Samson Mall im Village Lake Louise führte ein ca. 2,8 km langer Wanderweg hoch zum See. Es wäre eine sehr schöne Wanderung geworden, wenn das nicht Bärengebiet gewesen wäre. Da gerade Beerensaion war, war auch Bärensaison. Aber dank meines Mantras, das ich während des ganzen Weges vor mich hinmurmelte „Keine Bären – Keine Bären – Keine Bären - …“ hatte ich keine Begegnung mit Bären. Trotzdem war ich froh als ich aus dem Wald wieder draussen war. Kurz nach 12 Uhr war ich am See.

Da ich vorausschauend meinen Bus zur Rückfahrt von kurz nach 16 Uhr umgebucht hatte, auf den letzten Bus 20:10 Uhr, hatte ich ca. 8h Zeit, die Gegend zu erforschen.

Als erstes ging es Richtung „Plain of Six Glaciers“. Ich habe mir ja darunter eine ruhige Bergwanderung vorgestellt, wurde aber eines besseren belehrt. Es war schon eine Bergwanderung, sogar teilweise ziemlich anstrengend, aber sie war alles andere als ruhig. Himmel und Hölle waren unterwegs. Bei so vielen Menschen und deren Krach, brauchte ich mir keine Sorgen mehr um Bären zu machen.

Unterwegs hatte man wirklich ganz tolle Aussichten auf die Berge und den Victoria Gletscher und auf einen anderen Gletscher, dessen Namen ich nicht weiss. Ich habe es nur bis zum sogenannten „Tea House“ geschafft und nicht mehr zum eigentlichen Aussichtspunkt, der noch einmal ca. 1,5 km entfernt gewesen wäre. Ich hatte ja immer die Uhr im Blick, damit ich den letzten Bus zurück nach Banff nicht verpasse.


Rotwild vor dem Hotel


Hotel Fairmont Chateau Lake Louise


Lake Louise

Vom „Tea House“ ging ich wieder die Strecke zurück, bis zur Abzweigung die zum Lake Agnes führt. Dieser Wanderweg war nach den Menschenmassen wirklich eine Erholung. Ab und zu kam jemand entgegen, aber im grossen und ganzen war er ruhig. Dann gab es aber einen wirklich heftigen Aufstieg zum sogenannten „Big Beehive“. Der hat Zeit gekostet, aber von oben hatte man noch einmal einen schönen Blick auf den türkisenen Lake Louise und wenn man seinen Hals etwas reckte auch auf das Chateau. Der anstrengende Aufstieg hat sich durchaus gelohnt.

Auch der Abstieg zum Lake Agnes war anstrengend. Es ging ziemlich steil in Serpentinen runter und dann gemütlich am See entlang zum „Tea House“ vom Lake Agnes. Ich war inzwischen schon an die 17 km gewandert und meine Füsse taten dementsprechend weh.


Wanderweg „Plain of Six Glaciers“


Aussicht vom „Big Beehive“


Lake Agnes

So war der Abstieg zum Lake Louise und dann die Wanderung durch das Bärengebiet zur Greyhound Station wirklich hart. Zu meinem Mantra „Keine Bären – Keine Bären - …“ mischte sich immer öfters ein „Aua – Aua“ dazwischen. Aber auch das half, auch auf dem Rückweg habe ich keine Bären gesehen.

Kurz nach 19 Uhr war ich an der Greyhound Station, kaufte mir noch was Kaltes zum Trinken und wartete dann mit schmerzenden Füssen auf den Bus, der zwar Verspätung hatte, aber nicht so viel wie am Morgen.

An der Greyhound Station traf ich auch meine Sitznachbarin von der Hinfahrt wieder. Sie ist mit einem Shuttle zwischen Lake Louise Village und Lake Louise See hin- und hergefahren. Hätte ich das vorher gewusst…

Insgesamt bin ich knapp über 24 km ohne grössere Pausen gelaufen.

Mehr Fotos zu Banff findet man im Fotoalbum.

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